Text: Stephan Thomas

Mit Ecken und Kanten. «Ich mache die Weine so, wie ich selber bin: Mit Ecken und Kanten. Vor allem sollen sie nicht langweilig sein. Ich widme sie denen, die sie mögen – den Hörler-Fans.» Silas Hörler (Bild oben) hat ein gutes, aber sympathisches Selbstbewusstsein. Dazu hat er allen Grund: Beim Weingut Davaz, dem grössten Betrieb Graubündens, war er vorzeiten gerade mal vier Tage als Praktikant tätig, als er zum Kellermeister katapultiert wurde. Neulich konnten wir im Restaurant einen zehnjährigen Pinot Noir «Carsilias» verkosten, dieser war in jener Zeit produziert worden. Und stand immer noch da wie ein Monument.

Aus der Küche in die Reben. Begonnen hat Silas Hörler allerdings als Koch, und dies an guten Adressen, namentlich bei Thuri Maag in der «Blumenau», Lömmenschwil SG. Auch bei Seppi Kalberer im «Schlüssel» Mels SG, wo Hörler seine Frau Martina kennengelernt hat, die dort Sous-Chefin war. Die Gastronomie hat er in den Genen, haben seine Eltern doch in Teufen AR ein Restaurant geführt. Eins mit einer hervorragenden Weinkarte, wie er betont. Von der Familie Martinas übernahmen die beiden zudem einen landwirtschaftlichen Zuchtbetrieb in Fläsch GR mit derzeit rund hundert Rindern.

Bloss mit Mund-zu–Mund-Propaganda. Im Schoss Salenegg in Maienfeld GR begann er als Betriebsleiter, heute ist er Mitglied der Geschäftsleitung. Dort keltert er neben den Weinen fürs Schloss momentan auch die Weine, die seinen eigenen Namen tragen. Dennoch bleibt der Traum eines komplett eigenen Weinkellers im Hintergrund. Die Produktepalette wächst stetig; dabei führt Hörler keine Homepage und setzt ganz auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Auch hat er kein eigenes Verkaufslokal, betreibt keinen Privatverkauf. Wer einen Hörler auf dem Tisch haben will, muss ihn bei einem der Wiederverkäufer seines Vertrauens kaufen, die diese Weine vertreiben – und nicht lange zuwarten, denn sie gehen weg wie warme Semmeln! 

Schnörkellos. Silas Hörler keltert seine Weine kompromisslos trocken, fast alle kommen ins Barrique. Auch der Pinot Blanc wird im kleinen Holz vergoren und liegt ein Jahr auf der Vollhefe. Das Resultat ist mehr als ein Apérowein und hat einen moderaten Preis. Wie immer freut es uns, wenn der Basis-Pinot-Noir, hier «Village» genannt, eine gute Figur macht. In Erinnerung bleibt uns nicht zuletzt der Chardonnay «Valäris», ein Einzellagenwein aus Fläsch. Zu 100 Prozent im neuen Holz ausgebaut, aber ohne zu viel Breite, beeindruckt er mit einem endlosen Nachhall. Silas fasst die Sache wie folgt zusammen: «Ein Hörler ist immer fadengerade. Und damit treffen wir den Nerv der Zeit.»

Coup de Coeur: Chardonnay «Valäris» 
 

Das liegt im Keller: Pinot Blanc «Village» 2023. Sauvignon Blanc «Paradies» 2023. Pinot Noir «Village» 2022.
 

Drei GaultMillau-Köche mit Hörler-Weinen: Reto Hofer im «Candela», St.Gallen (13 Punkte). Hansjörg Ladurner im «Hotel Schweizerhof/Rest. Scalottas Terroir», Lenzerheide GR (16 Punkte). Sandro Lüthi in der «Villa am See», Goldach SG (15 Punkte).
 

Das passt zusammen: Gegrilltes Rib-Eye-Steak vom eigenen Wagyurind mit einem Glas Pinot Noir «Carsilias».


Foto: HO