Text: Elsbeth Hobmeier | Fotos: Hans-Peter Siffert

Bloss kein reinsortiger Wein! Rui Vieira liebt das Verkosten von Wein. Stundenlang kann er die beste Kombination aus verschiedenen Weinen und Traubensorten austüfteln. Seine Hauptwaffe ist die Traubensorte Alicante Bouschet, die der frühere Besitzer der Quinta do Carmo und Eigner des weltweit bekannten Guts Lafite-Rothschild einst ins Alentejo importierte. Diese Traube bringt viel Farbe in den Wein, aber nicht allzu viele Tannine, was sie sehr beliebt macht bei denen, die süffige, angenehm zu trinkende Weine mögen. Je nachdem, ob der Wein jung getrunken wird oder lange reift, fügt Rui Vieira als Weinmacher und als Direktor der Quinta do Carmo und dem Schwesterweingut Terrugem zusätzlich etwas Aragonez und Trincadeira hinzu. In einigen Jahren wird auch noch die Sorte Syrah dazukommen, der jetzt neu angepflanzt wurde. «Bei uns im Alentejo sind reinsortige Weine nicht üblich – wir machen immer Cuvées», erklärt Vieira. Gegen 90 Prozent aller Weine seien rot und in der ganzen Welt sehr gefragt. Überraschenderweise trinken jedoch die Einheimischen, so erzählt der Weintüftler weiter, meistens Weisswein. Und zwar immer aus kleinen, becherähnlichen Gläsern, die entsprechend oft nachgefüllt werden müssen. Auch die Quinta do Carmo stellt neben all den Roten auch einen Weisswein aus drei einheimischen Traubensorten her. Er ist sehr süffig, ein perfekter Durstlöscher. Grosses Bild oben: Rui Vieira bei der Verkostung.

Rui Vieira, Direktor und Önologe vor der Kellerei

Önologe Rui Vieira ist Direktor von Quinta do Carmo und Quinta da Terrugem.

Weingut umgeben von Weinbergen

Die Weingüter sind umgeben von Weinbergen.

Nur die erste Wahl beim Traubengut. Bei Coop in der Schweiz findet man vor allem den beliebten «Dom Martinho» und den «Quinta do Carmo». Eine grosse Überraschung ist die Riserva 2016, ein aromatischer Topwein, perfekt ausbalanciert und gereift, mit seinen bald acht Jahren aber noch absolut frisch und jugendlich wirkend. Das Geheimnis: Es werden nur die allerbesten Trauben dafür verwendet. Rui Vieira erklärt es so: «Wir gehören zum landesweit vertretenen grossen Konzern Bacalhôa. Für die Weine der Quinta do Carmo und der Quinta de Terrugem verwenden wir nur unsere erste Wahl, die anderen Trauben liefern wir zum Mutterhaus in andere Landesteile.» Das Weingut Terrugem mit 80 Hektar Rebland auf tiefroter Erde hat keinen eigenen Keller, sämtliche Trauben werden im Do Carmo verarbeitet. Dort stehen grosse Stahltanks, wo der rote und der weisse Wein fermentiert werden, bevor sie zum Reifen in Betonbehälter oder in die Barriques aus Eichenholz gelangen.  

Rebmeister João Chamorro, Verantwortlich für alle Weingüter in Alentejo

João Chamorro ist der Herr über die 270 Hektar Rebland und kennt nach 26 Jahren alle Terroirs aus dem Effeff.

Weinverkauf im Keramikmuseum. Kooperation mit Chile! Für die Reben und die Bodenpflege der 270 Hektaren ist João Chamorro verantwortlich, und das seit nunmehr 26 Jahren. Die Ernte wird vorwiegend mechanisch durchgeführt – mit grossen Maschinen, die man sich mit Weingütern in Chile teilt und per Schiff überführt. Eine optimale Lösung, zumal in Südamerika die Ernte jeweils im Frühjahr stattfindet. Auch für den Verkauf vor Ort hat die Quinta do Carmo eine ideale Partnerschaft gegründet: Im wunderschönen, erst 2020 eröffneten Museumsgebäude in Estremoz, wo uralte und seltene Azulejos – bemalte Keramikplatten – zu bewundern sind, kann man auch sämtliche Weine der beiden Güter verkosten und kaufen. Und dann, beschwingt vom Wein, gleich noch bei einem Rundgang durchs ganze Haus die alte portugiesische Kultur der bemalten Fliesen bewundern. 

>> www.bacalhoa.pt