Interview: Kathia Baltisberger Fotos: Olivia Pulver
Ein neues Jahr, 100 neue Gins: Wie viele Neuheiten sind Ihnen 2020 schon begegnet?
Es sind sogar weit mehr als 100 neue Gins pro Jahr. Da sind immer ganz spezielle Sachen dabei. Neulich hatte ich einen Cream Gin mit Trüffel angeboten bekommen. Oder Baked Apple and Salted Caramel Gin. Gin mit Algen, Brennnesseln oder Rosenkohl! Es gibt Cannabis-Gin oder Gin, der die Essenz von roten Holzameisen enthält. Momentan gibt es wirklich alles Mögliche. Aber wir konzentrieren uns in erster Linie auf die Qualität.
Haben Sie etwas ins Sortiment aufgenommen?
Ein neues Produkt ist der Engine Pure Organic Gin mit Bio-Wacholderbeeren, Zitronenschalen, Salbei- und Rosenblättern sowie Süssholzwurzeln. Dieser Gin ist in einer coolen Flasche und sieht aus wie Motorenöl. Dann haben wir neu den YuGin aus Frankreich mit natürlichen Yuzu-Extrakten, Szechuan-Pfeffer, Koriander und Wacholder. Und aus Baden kommt der 5400 Badener Dry Gin. Das ist eine Ode an die Goldwand, den Sonnenhang mit fruchtigen Böden und vielfältiger Flora.
Bewährte Brands bringen immer wieder Special Editions auf den Markt. Was ist daran so «special»?
Angefangen hat das mit Monkey 47 Distillers Cut. Globus war der erste Importeur in der Schweiz. Für diese Special Edition wählte der Produzent nur die aller besten Zutaten. Die Flaschen waren streng limitiert. Damals bekamen wir 400 Flaschen, heute gerade mal 12! Und online werden die Flaschen für bis zu 1000 Euro verkauft. Ein solcher Distillers Cut gibt dem Produzenten die Möglichkeit aus dem Vollen zu schöpfen. Es ist wie bei einem Künstler: Er oder sie kann ungewöhnliche Dinge ausprobieren, seine Leidenschaft und sein Wissen einsetzen. Das Resultat ist eigentlich immer genial. Zwei unserer «Local Heroes» sind gerade daran, ihre Special Editions für Globus zu produzieren: Deux Frères und Turicum.
Welchen Gin sollte man in diesem Sommer unbedingt probieren?
Nakal Gin ist ein interessantes Produkt, das kaum jemand kennt. Der Gin wird in kleinen Mengen in der Schweiz und mit südostasiatischen Botanicals hergestellt. Top-Qualität.
Globus hat 500 verschiedene Gins im Sortiment. Wie entscheidet man, welche Gins ins Regal kommen?
Wir analysieren monatlich unsere Zahlen und wechseln «Slow Sellers» mit Neuheiten aus. Es kommen täglich neue Produkte auf den Markt. Vor dem Lockdown haben wir gesehen, dass die Kunden etwas weniger Geld für Premium Gin ausgegeben haben. Während des Lockdowns kauften sie vermehrt Top-Produkte online und gaben Geld aus für beste Qualität.
Es gibt auch alkoholfreie Gins. Was ist da genau drin?
Die Grundidee ist, dass man Wasser destilliert und mit den Botanicals versetzt, die im Gin üblich sind: Wacholder, Koriander, Zitronen- und Orangenschalen, Kardamom, etc. Wir haben drei Sorten von Seedlip: Garden, Groove und Spice. Stryyk not Gin ist ein Produkt von London Dry Gin, aber eben ohne Alkohol. Und ohne Zucker oder künstliche Zusätze.
Und gibt’s da wirklich eine Nachfrage?
Lange waren die Optionen limitiert, wenn jemand etwas Alkoholfreies trinken wollte: Wasser, Cola oder Orangensaft. Heute gibt es eine grosse Breite an Produkten mit viel Komplexität und Geschmack mit wenig bis ohne Alkohol. Viele Konsumenten wollen einen gesünderen Lebensstil und ihren Alkoholkonsum reduzieren. Wir waren die ersten in der Schweiz, die Seedlip verkauft haben. Ich war der einzige, der daran geglaubt hat. Und es hat auch etwa zwei Jahre gebraucht, bis es lief. Jetzt verkaufen wir die Flaschen palettenweise.
Haben Sie uns noch eine coole Idee für einen Cocktail mit Gin?
Klar! Für den Deux Frères Smash braucht es 4cl Deux Frères Gin, 2,5cl Zitronensaft, 2cl Zuckersirup, 5 frische Blaubeeren und ein kleiner Zweig Minze. Alles in den Shaker geben, bis zur Hälfte mit Eis füllen und kurz und kräftig schütteln. Über ein Sieb ins Glas mit Eis füllen. Mit Minze und Blaubeeren garnieren.