Text: Stephan Thomas I Fotos: Jérôme Herr
Schlossherr im Fass. «Ich fühle mich nicht als Schlossherr. Ich muss und will anpacken. Ich krieche sogar in meine Fässer, um sie eigenhändig zu putzen.» Heiner Kindhausers Bescheidenheit ist sympathisch. Dennoch: Wer auf Schloss Goldenberg wohnt, muss sich wie ein Fürst vorkommen. Das Anwesen auf dem Hügel ist äusserst stattlich, die historischen Gebäude perfekt gepflegt. Auf der einen Seite blinken die Alpen, auf der anderen der Rhein, der sich durch den Tafeljura schlängelt. Unten liegen Flaach, Volken und Dorf, alle mit intakten Ortsbildern. Die mit Reben bewachsenen Steillagen können sich punkto Schönheit mit der Mosel und dem Mittelrhein messen. (grosses Bild oben: Heiner Kindhauser mit Frau Monika und den Kindern Lina, Harry und Alice Kindhauser)
Wein zum Gesunden. Hier pflegen Kindhausers etwa zehn Hektaren Wein, Lohnkelterungen inbegriffen. Heiner besorgt den Keller, sein Bruder Ueli den Rebberg. Auch Heiners drei Kinder sind in verschiedenen Funktionen in den Betrieb integriert. Reben stehen hier schon lange. Der Urgrossvater hatte Schloss Goldenberg 1893 erworben und für einen gemischten Landwirtschaftsbetrieb zurechtgemacht. Der Wein ging fassweise mit Fuhrwerken an den Zürcher Handel, oder an Spitäler. Das waren noch Zeiten ... die Patienten dürften ihre Freude gehabt haben.
Reithalle wird Flaschenlager. Platz hat es im Schloss Goldenberg zum Verschwenden. Das Flaschenlager steht in einer ehemaligen Reithalle. Ein guter Teil des landwirtschaftlichen Lands und ein riesiges Wirtschaftsgebäude ist an den lokalen Golfclub verpachtet. Aus dem früheren Pferdestall ist ein generöser Veranstaltungsraum geworden. Hier verkosten wir die Weine des Hauses: Pinot Noir in verschiedenen Varianten, Sauvignon Blanc. Auch einen Pinot, den Junior Harry von der Rebe bis zur Flasche verantwortet. Er ist bestens ausgebildet und wird wohl eines Tages das Zepter übernehmen.
Sauvignon nach der Feuerwehr. Bei den Roten gibt der Pinot Noir den Ton an. Besonders wichtig ist Heiner Kindhauser sein Brotwein, die Auslese. Seit 1954 trägt sie ein goldenes Etikett. Sein Liebling bei den Weissen ist der Sauvignon Blanc. «Er vertritt für mich den Fortschritt, die Moderne. Früher konnte man im Zürcher Weinland nach der Feuerwehr nur einen Riesling-Sylvaner bekommen. Mit einem solchen Sauvignon kann man sich auch im Ausland zeigen, oder in der gehobenen Gastronomie.
«Coup de coeur»: M18 Pinot Noir
Das liegt im Keller: Sauvignon Blanc, Pinot Noir Auslese, Pinot Noir Spätlese
Drei GaultMillau-Chefs mit Schloss Goldenberg-Weinen: Tino Zimmermann in der «Stiva Veglia» Schnaus (16 Punkte). Michael Müller in der «Blume» Freudwil (14 Punkte). Roland Häusermann in der «Eintracht» Winterhur-Reutlingen (13 Punkte).
Das passt zusammen: Rehrücken aus der Gegend mit Spätzli, eingelegtem Rotkraut, Maroni, Rosenkohl (durchgegart), Preiselbeere in (reifer) Birne, zu Pinot Noir M18