Text: Siméon Calame I Foto: Sedrik Nemeth
Eine legendäre Familie. Clos du Boux, Dézaley Chemin de Fer, Dézaley Chemin de Terre: Alle Weinliebhaber kennen diese Klassiker aus dem Lavaux. Hinter diesen ausgefeilten Crus, welche auf den besten Weinkarten des Landes zu finden sind, steht die Geschichte einer ganzen Familie, der Familie Massy. Heute sind die Brüder Gregory und Benjamin am Ruder, aber sie können sich auf die Arbeit ganzer Generationen vor ihnen stützen. Den Anfang machte Ende des 19. Jahrhunderts Albert, dann folgte Jean-François, der als erster seine Weine in Flaschen abfüllte, danach übernahmen Luc und Margaret, die Eltern von Benjamin und Gregory. Um den Wechsel auf die vierte Generation gebührend zu markieren, haben die Brüder den Chemin de Fer 2020 mit goldenen Buchstaben verziert. Ein schöner Effekt für diesen reichen und komplexen Chasselas, der schon lange Kult-Status hat. Grosses Bild oben: Gregory (l.) & Benjamin Massy.
Applaus für Neuerungen. Die Massys sind in Sachen Innovationen sehr geübt, man denke nur an einige ihrer Coups in den letzten Jahren. Dazu zählt der Cheesus, ein Alpkäse, der mit dem Chasselas Clos du Boux affiniert wurde. Oder die Sitzstangen für Raubvögel, die sie mit Blick auf die Umwelt in ihren Rebbergen installiert haben. Denn die Massy-Rebberge sind im Wandel begriffen: «Jean-Daniel Berthet, unser Winzer seit jeher und König des Winzerfests von 2019, ist seit Jahren dran, die mechanische Bearbeitung unserer Reben zu vereinfachen», erklärt Gregory.
Eine Première. In den steilen, terrassierten Rebbergen sind ab nächstem Jahr Tests mit maschineller Unkrautvertilgung geplant, «das ist meines Wissens eine Première in der Romandie für die Behandlung abschüssiger Rebhänge», erläutert Gregory, der ältere Sohn der Familie Massy. Bis es soweit ist, müssen die beiden Brüder den grossen Verlust der Ernte 2021 verwalten, der sich fast auf die Hälfte der üblichen Produktion beläuft. «Wir müssen bei jedem Kunden die lieferbare Menge reduzieren, aber wir versuchen trotzdem, den Restaurants eine ausreichende Anzahl Flaschen zu garantieren», erklärt er. Das ist immerhin eine gute Nachricht für deren Gäste, welche diese grossen Crus lieben. Und wer lieber selber kocht, für den verrät Gregory eine Kombination, die ihm selber schmeckt und die immer gut ankommt: «Ich gehe zum Fischer in Ouchy und kaufe einen Omble chevalier (Saibling), den ich dann à la meunière zubereite. Dazu serviere ich ein Glas mineralischen, fruchtigen und leicht würzigen Clos du Boux». Santé, bleibt da nur noch zu wünschen.
Das liegt im Keller: Weisse: Clos du Boux (Chasselas), Dézaley Chemin de Fer (Chasselas), Epesses La Crosse (Chasselas), St-Saphorin Sous-les-Rocs (Chasselas), Sauvignon blanc d’Epesses; Rote: Dézaley Chemin de Terre (Assemblage Gamay, Pinot noir und Merlot), Epesses Crêt-Bailli (Gamay), St-Saphorin Baillival (Assemblage Gamay und Pinot noir).
Coup de cœur: Da zögert Gregory nicht lange: «Der Clos du Boux. Das ist DER Wein unseres Hauses! Ich spaziere oft mit meinem Hund durch diese Reblage und schätze seine Frische und seine Komplexität ungemein.»
Das passt zusammen: «Ein gutes, mariniertes Stück weisses Fleisch vom Grill mit einem Glas Gamay Crêt-Bailli. Dieser Wein hat mehr und mehr Erfolg, ich liebe seine Aromen von roten Früchten und seine schöne Intensität.»
Drei GaultMillau-Chefs mit Massy-Weinen: Franck Giovannini im Restaurant de l'Hôtel de Ville (19 Punkte) in Crissier, Kévin Vaubourg im Restaurant Anne-Sophie Pic (18 Punkte) im Beau-Rivage Palace in Lausanne und Rafael Rodriguez in der Auberge de l'Abbaye de Montheron (16 Punkte) in Montheron.