Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert
«Les Horlogers du Vin». Die Uhrmacher des Weins, so bezeichnet sich die Domaine Grillette in Cressier NE zwischen dem Neuenburger- und dem Bielersee. Wieso das? «Wir leben in der Region der berühmten Schweizer Uhrmacher», erklärt Matthias Tobler, Mitinhaber der Firma Scherer&Bühler, zu deren Portfolio auch das Weingut Grillette gehört, «wir gehen mit der Zeit und sind innovativ». «Und wir arbeiten mit der gleichen Präzision», ergänzt Annie Rossi, die seit 2015 als Önologin die Grillette-Weine betreut. Der Betrieb, der im GaultMillau-Ranking der Schweizer Top-Winzer einen Stammplatz besetzt, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Auf 20 Hektaren und sehr unterschiedlichen Terroirs gedeihen 14 Rebsorten, eine jede Lage und Parzelle wird separat behandelt, was bis zu 60 verschiedene Vinifikationen ergibt.
Biodynamie als Schlüssel des Erfolgs. 2011 übernahm Scherer&Bühler das Weingut, 2013 bereits setzte man überzeugt auf Nachhaltigkeit und Biodynamie. Keine Herbizide und keine Insektizide, dafür Behandlungen mit Brennesselsud und mit Molke. Das Gras zwischen den Rebzeilen wird nicht gemäht, sondern nur geknickt, so dass es ausreifen kann, was auch den Vögeln gefällt, die hier auffallend zahl- und artenreich zu beobachten sind. Man richtet sich nach dem Mondkalender, welcher in gewissen Phasen der Erdanziehung den Rebensaft steigen lässt. «Mir leuchtet alles Wissenschaftliche ein, aber sobald es ins Esoterische geht, bin ich nicht mehr dabei», erklärt Matthias Tobler. Sehr erdverbunden geht es im hundertjährigen unterirdischen Keller des Weinguts zu: hier lagern rund 400 Barriques - es ist der grösste Barriquekeller des Kantons Neuenburg.
Seit jeher Weinpioniere. Wenn es um neue Weinsorten ging, war Grillette immer schon in vorderster Front dabei. Der erste Sauvignon blanc und Viognier der Region wurden einst hier angepflanzt, und auch beim Chardonnay waren sie bei den Ersten. Dieser Pioniergeist beflügelt Tobler und Rossi weiterhin. Sie pflanzten Rheinriesling und Divico an, sie machen einen reinsortigen Galotta und keltern einen hervorragenden, komplexen Blanc de noir namens Résonance aus Pinot noir Trauben. Ein Renner ist der Malbec-Merlot Les Palins Les Clouds. Und das Flaggschiff des Hauses heisst «Graf Zeppelin», ein tiefgründiger, konzentrierter Pinot noir, der im Barrique gereift ist. Der Merlot Vernissage Les Clous mit der handgeschriebenen Etikette ist gar so gut gelungen, dass ihn der «Weinpapst» Parker als besten Merlot der Schweiz bezeichnet. Doch die Önologin Annie Rossi bleibt bescheiden: «Zufrieden ist man nie, man kann immer noch etwas verbessern».
Das liegt im Keller: Weiss: Chasselas Classique, Chasselas Blanc des Roches, Chasselas Les Chapelets, Blanc de Noir Résonance, Viognier Les Guillembergs, Pinot gris Les Guillembergs, Riesling Beauregards, Chardonnay Les Chipres en Vent, Sauvignon blanc Les Caderosses, Viognier Vernissage Les Terrasses. Rosé: Oeil-de-Perdrix Classique, Oeil-de-Perdrix Les Roches. Rot: Pinot noir Classique, Pinot noir Signature, Pinot noir des Roches, Pinot noir Graf Zeppelin, Galotta Les Roches, Malbec-Merlot Les Palins Les Clous, Cabernet Franc Les Palins, Merlot Vernissage Les Clous, Malbec Vernissage Les Palins, Cabernet Franc Vernissage Passerillé. Mousseux: Brut Absolu, Brut Oeil-de-Perdrix.
Coup de Coeur: Matthias Tobler liebt den Sauvignon blanc mit seinem perfekten Gleichgewicht von grünen und exotischen Aromen sowie den Blanc de Noir. Annie Rossi schwärmt vom Merlot, «hier haben wir den Ausdruck des Terroirs wirklich gefunden».
Das passt zusammen: Zum Merlot empfehlen sie ein grilliertes, gut gewürztes Lammfleisch. Der Sauvignon blanc passt zu Fisch aus dem See. Und der Blanc de Noir begleitet perfekt Sushi oder Austern.
Drei GaultMillau-Chefs mit Grillette-Weinen: Jean-Marc Soldati im «Hôtel du Cerf» in Sonceboz (16 Punkte), Jean-Yves Drevet im «La Maison du Prussien» in Neuchâtel (16 Punkte) und Beat Stofer im «Balm» in Meggen (16 Punkte).