Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Marco Aste

Die Jungen wollen es wissen. Als Sabine Steiner im Jahr 2009 nach Lehr- und Wanderjahren heimkam nach Schernelz, um das elterliche Weingut weiterzuführen, wagte sie einen grossen Schritt. Zwar baute bereits ihr Vater Charles Steiner als einer der ersten am Bielersee seine besten Weine nach Lagen aus. Doch erst Sabine traute sich, einen wirklichen Cru nach burgundischem Vorbild zu lancieren und ihren Paradewein nach der Spitzenlage, in der er wächst, «Buurehöf» zu nennen. Ihr Lebenspartner Andreas Krebs führt das Weingut seiner Familie in Wingreis-Twann in vierzehnter Generation. Doch auch er war der erste, der seine beste Lage im «Vogelsang« separat ausbaute und sie als «Alte Reben» etikettierte. «Mein Vater wollte kein Barrique im Keller», erzählt Andreas Krebs, «also beschaffte ich mir als Start zwei Occasions-Holzfässer, um meine Vision zu verwirklichen».

Krebs Family

GaultMillau Top 125: Andreas Krebs und seine Partnerin Sabine Steiner gehören zu den besten Schweizer Winzern.

Gromann

Starke Kombo: Gemeinsam mit Andreas Krebs arbeiten Keila und Thomas Gromanna an Lagen-Pinots.

Kompromisslos. Ein offenes Ohr hatte Andreas Krebs auch für die Idee des Zürcher Weinfreaks und Werbers Thomas Gromann, auf einem Teil des «Vogelsang» einen Wein ohne jeden Kompromiss zu machen. Minimalste Intervention, akribische Handarbeit und vor allem sehr viel Zeit sollten in das Projekt «Gromann & Söhne» fliessen. Apropos viel Zeit: Die beiden ersten Jahrgänge 2010 und 2011 wurden erst 2016 auf den Markt gebracht. Und weil es jeweils nur ein oder zwei Barriques davon gibt, ist er derart rar, dass sich die Spitzengastronomen darum reissen. «An den steilen Hängen des Bielersees sind die Voraussetzungen für Weine von Weltformat gegeben», ist Thomas Gromann überzeugt, «doch die wenigsten wagen es, diesem Glauben an das Aussergewöhnliche zu folgen». Er und seine Frau Keila haben es gewagt - auch im Namen ihrer beiden Zwillingssöhne, die erst achtjährig sind, aber sich bereits auf den «Vogelsang 2011» mit ihrem Jahrgang freuen können.

 

Auf die Probe gestellt. Wie gut altern die grossen Lagen-Pinots vom Bielersee? Das wollten Sabine Steiner und Andreas Krebs - sie zählen beide zu den von GaultMillau erkorenen 125 besten Schweizer Winzern - mit einem geladenen Fachpublikum ergründen. Sie öffneten die Lagenweine «Buurehöf» (Steiner) und «Alte Reben» (Krebs) ab Jahrgang 2009. Und Thomas Gromann präsentierte den «Vogelsang» ab 2010, der 2014 und 2015 aus rechtlichen Gründen unter dem Etikett «Vieilles Vignes» auftrat.

Buurehöf

Seit 2009 produziert Sabine Steiner diesen Wein von der Lage namens Buurehöf.

Fazit der Raritäten-Verkostung. Schönstes Zeugnis für ein beeindruckendes Alterungspotenzial lieferte der Pinot Noir «Buurehöf» 2009, der nach immerhin zehn Jahren sich mit feiner Frucht und makelloser Rundheit präsentierte. Mit feingliedriger Eleganz überzeugten auch 2012, 2014 und 2015. Steiners Suche nach Geradlinigkeit und Terroir findet im «Buurehöf» 2017 den reinsten und elegantesten Ausdruck. Die lückenlose Reihe von Andreas Krebs Pinot Noir «Alte Reben» von 2009 bis 2016 widerspiegelt sein Pröbeln mit verschiedenen Barriques und Stilen. Besonders geglückt sind die Jahrgänge 2010, 2015 und 2016. Bei diesem letzten Jahrgang fühlt man: Der junge Winzer ist angekommen, er hat den gesuchten burgundischen, ausgewogenen Stil gefunden. Und die Gromann-Weine? Es sind durch die Bank weg happige Kraftpakete mit grossem Alterungspotenzial, die jetzt noch viel Holz und jugendliche Allüren zeigen, aber in den nächsten zehn Jahren zu herrlichen Pinots heranreifen dürften.

 

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www.schernelz-village.ch
www.weingut-krebs.ch
www.gromannweine.ch