Text: Stephan Thomas

Erz abbauen, Wein anbauen. Es dürfte das einzige Weingut der Welt sein, das zu einem Bergwerk gehört. Wie um aller Welt kam es dazu? Das Eisenbergwerk Gonzen bei Sargans hatte ein grosses Gelände am Berghang gekauft, um darüber eine Seilbahn zu errichten. Der Boden darunter war ideales Rebland. 1948 beschloss man, hier Reben zu pflanzen. Zeitgleich erstellte man an der Landstrasse nach Trübbach ein Wirtschaftsgebäude zur Traubenverarbeitung. Dabei blieb es auch, als man 1966 die Eisenförderung einstellte. Bis heute.

 

Fässer unter Tag. Anita und Stefan Hörner, die das Weingut Gonzen seit 1994 führen, pflegen dieses Erbe. Im ehemaligen Bergwerkstollen, wo auch ein Restaurant untergebracht ist, haben sie ein Barrique-Lager eingerichtet. Die Temperatur beträgt hier jahraus, jahrein 13 Grad, und auch die Luftfeuchtigkeit ist ideal. Mit der «Cuvée Barbara» setzt man zudem der Schutzpatronin der Bergleute ein Denkmal. Hörners verarbeiten nicht nur die Ernte des kompakten Weinbergs oberhalb ihrer Trotte, sondern auch eine zweite Reblage von 1.5 ha in Sax, weiter unten im Rheintal. Dazu keltern sie die Weine der Familie Schwitter, die im nahen Pfäfers die höchst gelegenen Reben des Kantons St.Gallen hätscheln.

 

Prozessorientiert. Stefan Hörner kommt nicht aus einer Winzerfamilie. Er ist ursprünglich Stadtzürcher, sein Vater war Architekt. Von sich selbst sagt er: «Ich bin ein Prozessmensch, mag klare Abläufe. So gesehen hätte ich auch Käser oder Bierbrauer werden können. Ich liebe es, etwas vom Ausgangsprodukt zu einem Endprodukt zu führen.» Schade, dass es für Anita und Stefan Zeit wird, sich nach einer Nachfolge umzusehen. Ein paar Jahre werden sie uns aber noch erhalten bleiben.

 

Picasso in a bottle. Das freut uns, denn wir mögen ihre Pinot Noirs, Chardonnays und Sauvignon Blancs - diese Sorte haben Hörners vor über 25 Jahren als erste im Sarganserland gepflanzt. Und wir sind gespannt auf ihre handgerüttelten Schaumweine, die sie in der Hinterhand haben. Hörners haben auch Sinn für Humor. Als sie einmal eine Cuvée aus Pinot Noir und Gamaret umständehalber wie einen Ripasso ausbauten, war der Name schnell gefunden: «Pigasso». Darauf muss man erst mal kommen.

 

«Coup de Coeur»: Sauvignon Blanc Sargans

 

Das liegt im Keller: «Cuvée Barbara» 2018 (Diolinoir, Syrah, Gamaret). Pinot Noir Barrique 2018. Chardonnay 2019 Sax

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Weingut Gonzen-Weinen: Stefan Rehli im «Löwen» Walenstadt (16 Punkte). Thomas Dolp im «Zunfthaus zum Löwen» Sargans (14 Punkte). Ambros Wirth/René Hug und Corina Wirth in der «Gaststuben zum Schlössli» St.Gallen (14 Punkte). 

 

Das passt zusammen: Gonzen Pinot Gris zu Spargel mit Tomaten-Vinaigrette

 

>> www.weingut-gonzen.ch