Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Jeannette Vogel
«Schaffhauser Wein hat etwas Strahlendes». Wie definiert Chandra Kurt, die weitgereiste Weinjournalistin den Blauburgunder aus dem Klettgau? «Er ist richtig schön trinkig und hat für mich etwas Strahlendes», sagt sie. «Er zeigt eine andere Art von Süsse als die rustikalen Walliser, ist aber auch weniger erdig als ein Burgunder». Man spüre die geographische Nähe zum Badischen, «ein Schweizer mit einem guten Schuss Deutschland - und einem Touch von Neuseeland», lautet ihre überraschende Definition. Vor 20 Jahren habe sie ihn oft etwas süsslich empfunden und sie sei damals schon überzeugt gewesen, dieses Terroir könnte etwas Besseres hervorbringen. «Heute hat Schaffhausen seine Stilistik gefunden, die Weine sind aromatisch und nicht überladen mit Holz - ich hoffe, man bleibe diesem Stil treu». Grosses Bild: Chandra Kurt, geehrt von Beat Hedinger (rechts) und Christian Roth.
Die erste Blauburgunderin. Chandra Kurt ist Weinautorin und Weinkritikerin. Seit der Gründung des «Blauburgunderlands» (so nennt sich die Weinregion von Schaffhausen seit 2002) nennt degustiert Chandra einmal jährlich die verschiedensten Schaffhauser Weine blind. «Sie bringt ihre ausgezeichneten sensorischen Fähigkeiten ein und vermittelt dank ihrem breiten Fachwissen wertvolle Inputs», erklärte Beat Hedinger, Geschäftsführer Branchenverband Schaffhauser Wein. Bei allerschönstem Herbstwetter verlieh er am Sonntag im Rahmen des Osterfinger Bergtrottenfests Chandra Kurt den Titel «Blauburgunder des Jahres» und überreichte ihr eine Riedel-Karaffe mit Gravur. Dieser Titel wurde heuer zum vierten Mal vergeben, «an eine Persönlichkeit, die sich speziell für die Weinbauszene einsetzt», wie Hedinger erklärt. Chandra Kurt ist die erste Frau, die so geehrt wird und löst als «Blauburgunderin» den letztjährigen Preisträger ex-Rebbaukommissär Herbert Neukomm ab.
Ein Faible für den Schweizer Wein. Chandra Kurt bedankte sich für die Auszeichnung. Sie bewundert alle Winzer, die Unbill wie Klima, Ungeziefer und Wetter trotzen müssen und trotz allem jedes Jahr wieder einen guten Wein hervorbringen. Sie schreibt seit dreissig Jahren über Wein; einen eigenen gekeltert hat sie noch nie. Die Weinexpertin trinkt den Pinot noir alias Blauburgunder, wie man ihn im Schaffhausischen nennt, «am liebsten kühl und auch oft zu Fisch». Chandra Kurt nimmt auf ihren vielen Reisen stets einige Flaschen Schweizer Wein dabei, um sie den Weinkollegen in aller Welt zu kredenzen und sie damit zu verblüffen.
Ein guter Jahrgang 2019. Die aktuelle Ernte? Die meisten Blauburgundertrauben sind bereits geerntet, an den Stöcken hängen noch Merlot und Cabernet Sauvignon. «Es sind schöne, gesunde Trauben, es gibt einen rechten Herbst mit einer guten Qualität», sagte Christian Roth, der Präsident des Branchenverbands.