Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert, Karl-Heinz Hug

Die Weinberge am Genfersee sind vor allem im Dézaley extrem steil. Unterscheidet sich dieser Wein dadurch von den anderen Appellationen?

Die Hangneigung hat einen Einfluss auf die Sonneneinstrahlung und dadurch auf das Mesoklima im Rebberg. Jedoch machen in Dézaley die von Lehm und Kalk geprägten Böden und die Sorgfalt der Winzer wohl weit mehr aus als ein paar Grad mehr Hanglage im Vergleich zu den anderen AOCs im Lavaux. Interessant ist vor allem, dass aus der gleichen Traubensorte aufgrund des Terroirs verschiedene Spielvarianten entstehen.

 

Wie definieren Sie die Unterschiede?

Als Einsteiger ist es wohl am einfachsten, die Kraft und Komplexität der Weine aus Dézaley oder Calamin der Feinheit und Eleganz von Lutry oder Villette entgegenzustellen. Aber es braucht schon Übung, diese Nuancen zu erkennen. Am besten verkostet man die verschiedenen Appellationen nebeneinander, um die Unterschiede herauszuspüren.

 

In der Vergangenheit hörte man oft: Alles, nur kein Chasselas - hat sich dieses „Feindbild“ geändert?

Und ich dachte es gibt nur «anything but chardonnay» und «jamais gamay». Wie alle Feindbilder ist auch dieses nicht die Wahrheit. Ich kenne sowohl Chasselas-Liebhaber wie auch Chasselas-Verächter. Wie überall ist es eine Frage der Vorlieben und des Geschmacks. Chasselas ist sicher eine leise Traubensorte, will heissen wenig Aroma und schlanker Körper und tiefe Säure und wird fast nie im Barrique ausgebaut. Dafür kommt Chasselas in vielen Nuancen daher, ist auch auf Spitzenniveau günstig und bietet einen unangestrengten Genuss.

 

>> Jan Schwarzenbach (geboren 1976), ist Leiter Direktverkauf Wein am Hauptsitz von Coop in Basel. Im März 2016 absolvierte er erfolgreich die Prüfung als Master of Wine MW - eine äusserst schwierige Ausbildung, die in der Schweiz zuvor erst drei Fachleute bestanden haben.

 

>> www.mondovino.ch