Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Getty Images
Jan Schwarzenbach, einige Weinfreaks nehmen den Rosé nicht wirklich ernst. Wie halten Sie es als Master of Wine? Trinken Sie überhaupt Roséweine?
Rosé liegt im Trend. Dieser Trend zeigt sich in der Schweiz zwar noch nicht so stark wie in Frankreich, aber weist eindeutig in diese Richtung. Viele der neuen Rosés sind qualitativ sehr gut und gefallen mit designten Etiketten und einer ansprechenden Verpackung. Ich trinke ab und zu auch ein Glas Rosé, als Fan von Schaumweinen aber fast noch lieber in Form eines Rosé-Champagners (lacht).
Aber das einzig im Sommer?
Für mich passt dieser Wein schon eher zu Frühling und Sommer. Aber die Sommer bei uns werden ja auch immer länger und überraschen mit Sonnenschein und warmen Abenden bis weit in den Oktober hinein - da gibt es genügend Gelegenheiten für ein kühles Glas Rosé!
Die Côtes de Provence gelten als weltweit wichtigstes Anbaugebiet des Rosé. Wie sind diese Weine aus Frankreichs Süden?
Charakteristisch ist ihre Farbe. Sie ist recht hell und tendiert eher in Richtung Zwiebelschale als Pink. Die Palette ist breit: man findet alles, von leicht und süss bis zu strukturiert und komplett trocken, also ohne jeden Restzucker. Einige Rosés reifen in der Provence sogar kurz im Eichenholz-Barrique.
In der Provence setzt man auf die Sorte Grenache, in der Schweiz darf einzig die Pinot-noir-Traube in den Oeil de Perdrix. Der Unterschied?
Ja, den merkt man schon. Die Rosés aus Pinot noir sind aromatischer und kommen mit einer knackigeren Säure daher. Jene aus Grenache fallen etwas breiter aus und sind weniger intensiv in der Nase.
Wie alt darf ein Rosé werden, wie lange ist er trinkreif?
Mir persönlich schmeckt ein Roséwein am besten innerhalb einem Jahr nach Ernte und Abfüllung. In dieser Zeitspanne verkörpert er für mich die Idee von Frucht und Frische am idealsten. Aber so schnell verlieren Rosés ihre Qualität nicht, oft sind sie auch nach 3 Jahren noch top.
>> Jan Schwarzenbach (geboren 1976), ist Leiter Direktverkauf Wein am Hauptsitz von Coop in Basel. Im März 2016 absolvierte er erfolgreich die Prüfung als Master of Wine MW - eine äusserst schwierige Ausbildung, die in der Schweiz zuvor erst drei Fachleute bestanden haben.