Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert
Luisa Amorim weiss, was sie will. Die Tochter des grössten portugiesischen Korkproduzenten führt die Quinta Nova zum Erfolg. Dass sich Luisa bald mehr zum Wein und zur Gastfreundschaft als zum Kork hingezogen fühlte, ist ein Glücksfall für das herrlich gelegene Gut. Ihr komplexer Weisswein Mirabilis macht Furore, der intensive rote Quinta Nova aus vier autochthonen Traubensorten begeistert die Schweizer Weinfans. Luisa Amorim: «Es macht mich glücklich, ein schönes Produkt entwickeln zu können». Damit meint sie nicht nur den Wein, sondern die Quinta als Ziel für Besucher, welche die «luxuriöse Einfachheit» suchen, wie sie ihre Philosophie umschreibt. Tatsächlich bietet das Weingut im Herzen des rebenbewachsenen Dourotals ein paradiesisches Umfeld, mit elf oft ausgebuchten Hotelzimmern und dem preisgekrönten Restaurant „Conceitus“. In der eigenen Kapelle kann man heiraten, im Museum gewinnt man einen Eindruck vom harten Alltag der Winzer. Seit kurzem steht auch ein Schiff für Winetastings auf dem Douro bereit.
Rosé vom Douro. Der portugiesische Winemaker Jorge Alves leitet seit 2012 die Weinproduktion der Quinta Nova. Er kennt die 85 Hektaren Rebberge, die sich über Höhen von 75 bis 550 Metern über Meer erstrecken, wie seine Hosentasche. «Die Weine reifen hier sehr unterschiedlich», sagt er, «das ist ideal für die Ernte: Wir fangen unten am Fluss an und enden einen Monat später auf den Hügeln». Künftig will Jorge Alves noch mehr als bisher auf die einheimischen portugiesischen Rebsorten setzen. Ein interessantes Projekt zeigt zurzeit grossen Erfolg: Der allererste Rosé des Dourotals mit Jahrgang 2015, lanciert von Quinta Nova und mit hohen Parker-Punkten belohnt. Er wird aus den regionalen Sorten Tinta Roriz und Tinta Francisca gewonnen. Jorge presst sie nach der Ernte nur leicht an und lässt den Saft 90 Minuten an den Traubenschalen Farbe gewinnen. «Wir starteten mit 1000 Flaschen dieser kräftigen Rosé Reserva, letztes Jahr waren es schon 23’000», freut er sich, im Bewusstsein, dass er auf dem richtigen Weg ist.
Alentejo & Kunst. Die Quinto do Carmo im Alentejo in der Nähe der historischen Stadt Estremoz beeindruckt sofort. Eine lange Palmenallee führt zum Eingang. Bunte Marmorblöcke umgeben von Korkeichen fallen sofort auf: Der Inhaber José Berardo ist ein grosser Kunstsammler. Er macht seine Schätze auch öffentlich zugänglich und will sie auch auf Quinta do Carmo als Besuchermagnet gewichtig einsetzen. Aushängeschild Nummer 1 ist und bleibt aber der Wein. «Alentejo-Weine sind die beliebtesten in ganz Portugal», betont Weinmacher Hugo Carvalho. Fast unvorstellbare vier Millionen Liter Wein produziert er hier pro Jahr. Von den 1000 Hektaren Land rund um das Gut sind ein knappes Drittel mit Reben bestockt, der Rest sind Korkeichenwälder, ein See als Wasserreservoir, Buschland. Der Boden ist auffallend rot. «Ein Mix von Kalk, Lehm und Marmor, sehr fruchtbar und ideal für den Weinbau», erklärt Rebmeister João Chamorro. Die weissen Sorten Arinto und Roupeiro müssen wegen der Hitze mitten in der Nacht geerntet und kühl gepresst werden. In der Schweiz sind vor allem die Roten dieses Guts gefragt: Der süffige Dom Martinho und der würzige, kräftige Do Carmo kommen enorm gut an, so gut, dass Hugo Carvalho begeistert von der Schweiz als einem der wichtigsten Exportländer spricht..