Text: Stephan Thomas I Fotos: Digitale Massarbeit

Pionier. Als Antoine Kaufmann (Bild oben) 2017 zusammen mit seiner Frau Irene die ehemalige Domaine Nussbaumer in Aesch/BL übernahm, war er zwar ein heimkehrender Auslandschweizer – seine Wurzeln sind im benachbarten Biel-Benken – aber alles andere als ein Quereinsteiger. Achtzehn Jahre hatte er in der Provence das zur Delinat-Gruppe gehörende Château Duvivier geführt. Damit war die Marschrichtung in Aesch vorgezeichnet: Der biodynamisch geführte Betrieb Klus 177 hat auch in der Baselbieter Gemeinde mit der grössten Rebfläche im Kanton eine Pionierfunktion. Mit Erfolg, denn heute sind in Aesch schon 60% der Rebberge Bio.

Traumküche. Ein Missionar will Kaufmann aber keineswegs sein. «Wichtig ist es, auf die anderen zuzugehen, sie mit Überzeugungsarbeit ins Boot zu holen. Mit Offenheit zeigen, dass unser Weg ein guter ist.» So gelang es den Kaufmanns, das früher recht bekannte Weinbaugebiet Klus aus dem zwischenzeitigen Dornröschenschlaf wachzuküssen. Wichtig ist auf dem Gut auch das Design: Das gilt für das stilvoll renovierte und neu gestaltete Betriebsgebäude mit seinem riesigen Eventraum samt gigantischer Küche, die manchen Spitzenkoch neidisch machen würde. Aber auch für die Flaschenetiketten, wo schematisch die Parzellen gekennzeichnet sind, aus denen die jeweiligen Weine stammen. «So kann man trinken, ohne die Orientierung zu verlieren», witzelt Kaufmann.

Weingut Klus 177

Auf Schaumwein möchte sich das Weingut Klus 177 weiter spezalisieren.

Weingut Klus 177

Führen seit 2017 zusammen das Weingut: Antoine & Irene Kaufmann.

Weingut Klus 177

Markante Etikette mit schematisch gezeichneten Parzellen.

Rebstock-Denkmäler. Im Zentrum stehen aber natürlich die Weine. Besonders der Pinot Noir, von dem Kaufmanns bis 60-jährige Stöcke übernehmen konnte. Eindrücklich ist hier nicht nur die Réserve, sondern auch der Basis-Pinot mit seinem duftigen Bukett. Wer ihn wegen seiner hellen Farbe und seinem eher niedrigen Alkoholgehalt verschmäht, outet sich damit bestimmt nicht als Weinkenner. Herausragend ist weiter der «L'Orange», ein reinsortiger Naturwein aus der Züchtung Souvignier gris. Dieser sehr präzise gekelterte Wein schlägt viele gleichnamige Konkurrenzprodukte aus dem Feld.

Die Natur gewinnt. Nicht zuletzt sind da noch die Schäumer, mit denen Klus 177 geradezu Furore macht. «Darauf wollen wir uns in Zukunft noch vermehrt spezialisieren.» Besonders gefällt uns hier der handgerüttelte Rosé Brut Nature aus Pinot Noir, doch machen auch der Blanc de Blancs aus Räuschling (!), Savagnin und Chardonnay sowie der Pet Nat aus Muscaris und ein wenig Souvignier Gris gute Figur. Harmonische Weine aus harmonischen Rebbergen! Das freut den Gaumen der Weinfreunde wie die Natur.

Coup de Coeur: Brut Nature Rosé 

 

Das liegt im Keller: Riesling-Silvaner Pet Nat 2024; Cuvée «Apéro rouge» 2024; Pinot Noir Réserve 2022 

 

Drei GaultMillau-Köche mit Klus 177-Weinen: Christophe Genetti und Maël Gross im «Les Touristes», Martigny (16 Punkte). Gilles Varone im «Gilles Varone», Savièse (17 Punkte). Tanja Grandits im «Stucki/Tanja Grandits», Basel (19 Punkte). 

 

Das passt zusammen: Brut Nature BdB oder Brut Nature Rosé – einfach zum Apéro für einen eleganten Start oder zu Risotto al limone. Oder «Le Blanc» zu Bio-Lachs kurz angebraten mit Frühlingszwiebeln, Zitrone und einem kleinen Schuss Soyasauce. Den Pinot Noir Réserve zu Kalbsleber («Läberli») mit Rösti nach Wirtschaft «Heyer» Biel-Benken. Oder «L’Orange» zu gereiftem Hartkäse (Sbrinz, Parmesan, etc.). 


www.klus177.ch

 

Fotos: HO