Interview: Elsbeth Hobmeier | Fotos: Darrin Vanselow
Die Domaine La Colombe wird 60 Jahre alt. Wie feiern Sie?
Im Juni gab es einen Anlass der «Cave ouverte» für unsere Stammkunden und einen Spaziergang durch die Reben mit Augenmerk auf die Tiere und die Pflanzen, die hier leben. Das ganze Jahr hindurch gibt es die spezielle Jubiläums-Abfüllung unseres Chasselas Féchy 2020, den wir in Erinnerung an unseren Grossvater mit seiner einstigen Etikette geschmückt haben.
Ihr Vater Raymond Paccot ist ein Pionier der Biodynamie. Gehen Sie in seinem Sinn weiter oder machen Sie alles ganz anders?
Für mich ist und war immer völlig klar, dass ich den von meinen Eltern eingeschlagenen Weg weiter gehe. Der Einsatz von Chemie kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Dieses Jahr mit dem vielen Regen ist zwar ziemlich schwierig. Wir begegnen der Mehltau-Gefahr mit früherem Auslauben, damit die Trauben mehr Sonne bekommen. Das gibt sehr viel zu tun, bis wir unsere 14 Hektaren bearbeitet haben. Nun hoffen wir einfach auf gutes, sonniges Wetter im September, dann kommt es schon gut.
Sie sind die jüngste von drei Schwestern. Die einzige, die Winzerin werden wollte?
Ja, ich habe als einzige diese Ausbildung gemacht, während meines Studiums an der Hotelfachschule Lausanne realisierte ich die Bedeutung unseres familiären Erbes. Aber meine Schwester Marion hilft mit und kümmert sich um Marketing und Kommunikation. Chloë hat sich selbstständig gemacht und ist mit ihrem Wine Truck unterwegs (www.linstantvin.ch). Auch die Eltern sind noch voll dabei, Mama Violaine erledigt die gesamte Administration, Papa Raymond ist mit mir zusammen in den Reben und im Keller im Einsatz.
Für Laura Paccot war immer klar, dass sie den von meinen Eltern eingeschlagenen Weg weiter gehe!
Zwar nicht Laura's erster eigener Wein, aber trotzdem toll: Der Petit Clos. Ein eleganter Chasselas mit frischer Frucht.
Welche Erinnerungen an Ihre Kindheit auf einem Weingut haben Sie?
Wir durften immer in Keller und Reben spielen, zusammen mit unseren Freundinnen, die auch willkommen waren. Unserer Mutter war dies wichtig, sie hat uns «beschützt» vor zu vielen Anforderungen. Auch sie ist auf einem Weingut aufgewachsen und musste als Kind sehr viel helfen. Das wollte sie uns ersparen.
Welches ist der erste Wein, den sie selbst «erdacht» und gemacht haben?
Das ist unser «De Facto», ein natürlicher Schaumwein aus der Chasselastraube. Er wird während der Gärung abgefüllt und nach der traditionellen Flaschengärmethode (méthode ancestrale) produziert, ein Pet-Nat, wie man diese Weine heute nennt. Er ist seit 2018 im Verkauf und kommt sehr gut an.
Sie sitzen auch im Stiftungsrat der Vereinigung «Conservatoire du Chasselas».
Dieses Info-Zentrum der La Côte konnten wir letzten Herbst eröffnen. Es widmet sich der Entwicklung des Chasselas. Untersucht werden auch alte Varianten dieser Traube. Wir möchten wissen, ob sie sich mit der Klimaerwärmung besser arrangieren können. Wir haben bei uns auf La Colombe eine solche Variante neu gepflanzt, 2020 konnten wir die ersten, noch wenigen Trauben ernten, in einigen Jahren wissen wir mehr. Dieses Thema wird mich sicher noch längere Zeit beschäftigen.
Gibt es weitere Pläne für die Zukunft von La Colombe?
Ich engagiere mich auch im Projekt Agroforesterie, welches eine grössere Diversität bezweckt, um damit Lebensraum für Insekten, Tiere und Pflanzen zu schaffen. Mit diesem Ziel pflanzen wir in unseren Weinbergen jetzt Fruchtbäume, Hecken und Büsche und verändern damit die bisher vorherrschende Monokultur. Zudem würden wir gerne unseren Keller erweitern und damit mehr Platz für die Reifung der Weine schaffen. Weil wir in einer geschützten Zone liegen, muss die Erweiterung vor allem unter dem Boden stattfinden. Zurzeit sind wir am Planen und am Einholen der nötigen Bewilligungen.
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