Interview: Elsbeth Hobmeier | Fotos: Marcus Gyger
Sie sind schon früh in die Fusstapfen ihrer Eltern gestiegen und führen das berühmte Familienweingut in Malans in fünfter Generation. Wie ist es, ein solches Werk zu übernehmen?
Meine Eltern haben einen wunderbaren Betrieb aufgebaut, ständig renoviert, gebaut, verbessert und viel investiert. Mein Papa hat den Schweizer Wein revolutioniert, mehrere neue Sorten ausprobiert und neue Keltermethoden eingebracht. Er war immer ein Revolutionär mit Ideen und Weitsicht.
Revolutionär?
Er brachte die ersten Chardonnay-Reben noch illegal in die Schweiz, machte schon 1975 die ersten Schaumweinversuche und war anfangs der 70er Jahre der erste Winzer ausserhalb Frankreichs, der französische Barriques einsetzte. Selbst Vorreiter wie Gaja, Keller, Torres, Mondavi oder Montes versuchten dies erst zehn Jahre später.
…und Sie ticken ähnlich wie Ihr Vater?
Klar kam ich im Jahr 2001 nicht nach Hause und wollte alles umstellen. Ich bin wie mein Vater, den Kopf voller Ideen und ein Qualitätsfanatiker. So wollte ich die Philosophie und das Werk meiner Eltern nicht verändern, sondern nur ständig verbessern und weiterentwickeln. Wir arbeiten heute noch als Team und nicht gegeneinander. Zusammen ist man stärker.
War Winzer immer Ihr Wunschberuf?
Auch da sind mein Vater und ich ähnlich. Wir haben beide viele Talente und Interessen. Mein Vater wäre genauso ein hervorragender Koch oder Musiker geworden. Auch mich interessierte neben dem Winzerberuf anderes: die Gastronomie, die Hotellerie, die Arbeit eines Grafikers oder eines Schriftenmalers. Heute bin ich sehr glücklich als Winzer, es ist der schönste und abwechslungsreichste Beruf, den es gibt.
Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf am meisten?
Die Vielseitigkeit und die Abwechslung. Ich arbeite in der Landwirtschaft, stelle aber ein Luxusprodukt her. Von Gummistiefeln und schmutzigen Händen bis zum Gala-Event im Smoking ist alles dabei. Mehr Facetten kenne ich in keinem anderen Beruf. Ich brauche beides: das Geerdete und Bodenständige, aber auch die Gala-Bühne. Heute mache ich die Website selbst, gestalte die Etiketten und bin mit meinen Weinen in der Spitzen-Gastronomie und -Hotellerie unterwegs. Zu meinem Freundeskreis zählen viele Spitzenköche und Sommeliers. Ich bin total happy. Ich habe mich nicht für einen Beruf, sondern für meine Berufung entschieden.
Wie läuft heute die Zusammenarbeit zwischen den zwei Donatsch-Generationen?
Meine Mutter ist leider im Juni verstorben. Sie war der Motor des Betriebs, die Finanzkontrolle, die Realistin und hat uns Männern immer den Rücken freigehalten. Sie war der wichtigste Mensch für mich und meinen Vater, ohne sie wäre der Betrieb nie da, wo er heute ist. Unser Weingut und Restaurant ist auch ihr Lebenswerk, es ist ein herber Verlust für uns. Mein Papa arbeitet schon länger nicht mehr im Weinbau, ist aber immer als mein Berater da und bei jeder Degustation der Assemblagen dabei. Seine enorme Erfahrung ist Gold wert. Wir degustieren jeweils blind und vergleichen dann die Notizen zu jedem Fass. Unsere Bewertungen sind fast immer identisch.
Welches war ihr erster eigener Wein?
Den ersten Wein kelterte ich schon in der Lehre: Eine 25-Liter-Korbflasche mit irgendwas Weissem. Der erste «richtige» Wein entstand nach meinen Lehr- und Wanderjahren im Jahr 2000. Da wollte ich einfach mal rauskitzeln, was mit Pinot bei uns maximal möglich wäre. Ich klaute meinem Papa die besten Pinot-Trauben und machte in vier neuen burgundischen Piècen den ersten Unique. Soeben haben wir den 2019er abgefüllt, ein Jubiläums-Unique, bereits der 20. Jahrgang! Verrückt wie schnell die Zeit vergeht.
Ihr Plan für die nächsten 20 Jahre?
Wir sind gut für die Zukunft gerüstet. Neue Sorten sind nicht geplant, im Gegenteil, wir reduzieren, konzentrieren uns immer mehr auf das, wo wir wirklich stark sind, wo wir mit der Spitze mithalten können. Das sind die Burgundertrauben Pinot noir, Pinot blanc und Chardonnay sowie unser uralter einheimischer Completer. Hier sind wir wirklich stark und können an der Spitze mithalten. Wir wollen nicht immer mehr produzieren, sondern jedes Jahr besser werden. Reduce to the max!
Sie gehören zu den ganz wenigen Schweizer Winzern, die auch ins Ausland exportieren.
>> Die neue Serie auf dem GaultMillau-Channel: «Next Generation»! Bei fünf «Ikonen» der Schweizer Weinszene übernimmt die nächste Generation. Die jungen Winzerinnen und Winzer im Interview.