Text: Elsbeth Hobmeier I Fotos: Hans-Peter Siffert

Gäste auch künftig willkommen! Die Domaine du Mont d’Or in Sion hat dieses Jahr ihren 175. Geburtstag gefeiert. Scharen von Wanderern pilgerten über den Rebenweg, studierten die Geschichte dieses ältesten Walliser Weinguts. Hunderte standen staunend in den uralten Felsenkellern vor den grossen Holzfässern, in denen der Wein heute noch reift. Mit dem Ende des Jubiläumsjahrs 2023 sind zwar die Sonderveranstaltungen vorbei, aber den gut zweistündigen Rebenrundgang kann man auch später noch erleben – genauso wie die Möglichkeit, die Domaine zu besuchen und die Weine zu verkosten. Ausgeschenkt werden sie auch im angegliederten Bistro, auf Wunsch zu einem feinen Plättli mit Terrine, Trockenfleisch und Käse. Weintourismus ist hier ein wichtiges Element. «Wir empfangen pro Jahr gegen 300 Gruppen», sagt der Direktor und Önologe Marc-André Devantéry (grosses Bild oben).  

 

Johannisberg mit Walliser Spezialitäten im Caveau

Zum Johannisberg werden den Gästen auch Walliser Spezialitäten aufgetischt.

Der Mont d'Or mit den gelben Häuschen, historisches Element

Insgesamt 14 Kilometer Trockenmauern säumen die Rebberge.

der historische Keller wird immer noch zumAusbau von Wein benutzt

Erstaunlich: Die grossen Holzfässer im Keller werden bis heute für den Ausbau verwendet.

Goldmedaille 1878 in Paris! Nicht genug! Im Oktober ist der Domaine ein prestigeträchtiger internationaler Preis verliehen worden: der «Regional Best of Wine Tourism», Kategorie Kunst/Kultur. Es ist ein Weingut, das die Tradition lebt und pflegt. Seit 1880 ist das charakteristische Etikett des «Johannisberg Mont d’Or» mit den vielen goldenen Medaillen und knallgrüner Kapsel am Flaschenhals unverändert. Dieses Grün ist eine Hommage an die Fürsten von Metternich, auf deren Schloss Johannisberg im Rheingau Georges Masson, der Sohn des Mont-d’Or-Gründers, 1870 die ersten Sylvaner-Rebschösslinge holen durfte. Zum Dank taufte er den daraus gewonnenen Wein «Johannisberg» – der Name ist haften geblieben: Noch heute nennen die Walliser ihren Sylvaner so. Dieser Wein holte 1878 in Paris die grosse Goldmedaille, die bis heute auf dem Etikett abgebildet ist. Überhaupt machte sich Mont d’Or einen internationalen Namen mit den süssen Grains-Nobles-Spätlesen, die sie als Allererste kelterten. Damit spielten sie eine Pionierrolle in der Schweiz.  

 

Degustation mit Marc-Anfré Devantéry

Rund 80 Prozent der Weine bei Marc-André Devantéry sind trocken ausgebaut.

Kunstausstellung Erinnerung & Bewegung im Weingut und im Weinberg

Weiterhin sehenswert: die Exponate auf dem Rebenrundgang.

80 Prozent trockene Weine. So herrlich sich diese Grains Nobles auch trinken, sie verleihen dem Weingut doch ein etwas schiefes Image. «Viele Leute meinen, alle unsere Mont-d’Or-Weine seien süss», sagt Direktor Devantéry, «aber das stimmt überhaupt nicht. 80 Prozent bauen wir sec, also trocken, aus». In der gesamten Palette mit 18 Labels finden sich einzig drei Süssweine. Daneben positionieren sich ein Fendant, der schöne, kräftige Sylvaner «Siccus», ein Riesling, ein Petite Arvine. Kommen noch die Rotweine obendrauf: ein Humagne Rouge, die Assemblage «La Perle Rouge», der Syrah «Madame De» und der Cornalin «Vieux Cachet», der 2019 in Paris sagenhafte 99 von 100 Punkten erreichte. Bei Coop erhältlich sind der Johannisberg mi-doux, der trockene «Siccus», die Assemblage «La Perle Noire» und eine Jubiläumscuvée.  

14 Kilometer Trockensteinmauern. Bei allem Respekt vor der Tradition schaut Marc-André Devantéry nicht zuletzt in die Zukunft: Zurzeit stellt er das Weingut auf bio um, «der Jahrgang 2024 wird unser erster Biowein sein». Ihm kommt dabei die Lage zugute. Die 24 Hektar Rebland liegen in einem Naturschutzgebiet, gegliedert in 220 Terrassen. Aneinandergereiht erreichen die Trockensteinmauern 14 Kilometer Länge. Farbtupfer ins Gelände setzen die knallgelben Guérites. Vor einigen findet sich sogar ein Tisch – ideal für ein lauschiges Picknick in der atemberaubenden Reblandschaft.  

 

>> www.montdor.ch