Text: Siméon Calame
Nathalie Ravet, was will die «Maison des Vins de La Côte»?
Wir wollen die Weine der Region La Côte, eine der acht AOC des Kantons Waadt, in den Vordergrund stellen soll. Ein ähnliches Projekt gibt es ja bereits im Lavaux, das «Vinorama» in Puidoux. Die Idee für ein solches Zentrum entstand vor zehn Jahren, aber es dauerte lange bis zur Realisierung: Standort finden, Partnerschaften knüpfen, Finanzierung sichern – das brauchte Zeit. Heute bin ich stolz: Ich kann die Arbeit von 81 Winzern und einer ganzen Region zur Geltung bringen kann. Es ist ein schönes Schaufenster fürs La Côte.
Was können die Besucher erwarten?
Herzstück ist der Raum für die Winzer. Jeder bietet bis zu vier Weine an. Die Besucher können Winzer und Rebsorten kennenlernen und unkompliziert einkaufen. In einem zweiten Raum dreht sich alles um eine Weinbar. Wir haben elf Weine im Offenausschank und wechseln alle zwei Wochen das Angebot. Auch Degustationssets mit drei bis sechs Weinen gibt’s, auf Wunsch auch einen Apéritif dazu.
Laien tun sich oft schwer mit Begriffen aus der Weinwelt. Wollen Sie auch «Aufklärungsunterricht» erteilen?
Ja, aber ohne elitär zu sein! Erstes Ziel der «Maison des Vins de La Côte» ist es, die Weine der Region populär und auf einfache Weise sichtbar zu machen. In einem zweiten Schritt können wir Kurse und Konferenzen anbieten, in Zusammenarbeit mit der Schule von Changins und mit Spezialisten des Schweizer Weins. Auch didaktische Rundgänge durch die Weinberge sind geplant.
Wie wurde das Projekt von den Winzern aufgenommen?
Positiv! Nicht alle machen mit, aber in den letzten Wochen haben viele Winzer ihre Flaschen selbst zu uns gebracht. Viele anerkennen: Das ist ein gemeinsames Projekt, mit dem Ziel unser Terroir aufzuwerten. Und mir ihre Begeisterung für dieses Haus mitgeteilt. Manche denken vielleicht, dass sie so etwas nicht brauchen, um ihre Weine zu verkaufen, aber sie entscheiden sich dennoch, an dieser kollektiven Anstrengung zur Aufwertung unseres Terroirs teilzunehmen. Das freut uns natürlich.
Sie setzen auch auf Produzenten, die keinen Wein herstellen.
In Mont-sur-Rolle wird der Wein die Hauptrolle spielen. Aber in der näheren Umgebung wird auch vieles hergestellt, dass zu einem Apéritif passt: Popcorn, knusprige Waadtländer Stangen, Senf. Diese Chance wollen wir nutzen.
Also kein Restaurant mehr?
Nein, kein Restaurant mehr! Ich möchte etwas Einfacheres. Mein Papa Bernard hat zwar zur Eröffnung seine Kürbissuppe serviert und für die Festtage wird er seine berühmte Foie gras-Terrine zubereiten. Das macht für mich Sinn. Mehr braucht es nicht.
>> Nathalie Ravet war GaultMillaus «Sommelière des Jahres 2007». Sie hat jahrzehntelang zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder Guy sehr erfolgreich das 19-Punkterestaurant «L’Ermitage des Ravets» in Vufflens-le-Château geführt. Sie ist Mitglied der GaultMillau-Weinjury.
www.maisonsdesvins.ch
Fotos: Siméon Calame, Marina Forney, Hans-Peter Siffert