Text: Stephan Thomas I Foto: HO
Junger Winzer, alte Reben. «Wir sind eines der jüngsten Weingüter in der Bündner Herrschaft. Aber wir haben die ältesten Reben von Malans. Sie sind 70 Jahre alt.» Anjan Boners Gut ist mit 3.1 Hektaren nicht gross. Dafür könne er mit Hilfe seiner Eltern Tina und Ambrosi alles allein machen. Das sei ihm wichtig, besonders der Kontakt mit den Privatkunden - aber auch den Restaurateuren und Sommeliers: «Es sind schliesslich sie, die meinen Wein ausschenken.» Darunter sind prominente Adressen. In der «Casa Caminada» etwa gibt es den Boner-Weissburgunder aus der Magnum in der Weinbegleitung.
Ingenieur in Pomologie. Früh war für Anjan klar, dass er Winzer werden wollte. Nach der Lehre hat er etwas untypischerweise im österreichischen Klosterneuburg studiert. Seither ist er Ingenieur nicht nur in Önologie, sondern auch in Pomologie. Er kennt sich also auch bei Äpfeln, Birnen und Zwetschgen aus, ebenso bei Bränden. Als Brenner ist er allerdings nicht mehr aktiv, auch wenn er seine Diplomarbeit darüber geschrieben hat.
Freisamer statt Completer. Es gibt mehrere Weingüter in Malans, die den Namen Boner tragen. Anjan ist mit ihnen nur verwandt, wenn man bis ins Spätmittelalter zurückgeht. Er hat aber engen Kontakt zu dem Completer-Papst Giani Boner. Selbst baut Anjan keinen Completer an. «Den haben ja sonst fast alle. Mein Completer ist der Freisamer.» Tatsächlich ist diese rare Sorte neben den Burgundersorten ein wenig das Markenzeichen des Guts. Die 1400 Flaschen sind jedenfalls im Nu weg. Anjan ist dabei, die Rebfläche auf 0.46 Hektaren zu erweitern. «Es gibt weltweit nur etwa 6 Hektaren davon. Vielleicht sind wir also der grösste Freisamer-Betrieb auf dem Planeten.»
Kuschelwein. Eine Offensive lanciert Anjan zurzeit mit seinem Pinot Noir «Umami». Ein Wein der Superlative: 100% Mariafeld-Klon, 100% Neuholz. «Damit sind wir in einer Liga mit Donatsch, Studach, Gantenbein & Co.» Ganze 587 Flaschen gibt es davon. Die Kistchen werden zu einer Wand gestapelt, auf die Stirnseiten malt ein Künstler ein grossformatiges Bild der Familie Boner. Wer ein Kistchen erwirbt, hat also ein Puzzle-Teil davon. Für die Dame, von der Anjan den «Umami»-Rebberg pachtet, ist schon jetzt klar: «Für mich ist das nicht der Umami, sondern der Umarmi!»
Coup de Coeur: Freisamer
Das liegt im Keller: Pinot Noir Auslese 2020. Weissburgunder 2022. Pinot Noir «Umami» 2021.
Drei GaultMillau-Köche mit Boner-Weinen: Andreas Caminada im «Schloss Schauenstein» Fürstenau (19 Punkte). Gerd Reber im «Waldhotel Arosa/Kachelofa-Stübli» (16 Punkte). Andreas Heidenreich im «Schlosshotel Chastè» Tarasp (16 Punkte).
Das passt zusammen: Safranrisotto, Kaisergranat und Sauce Nantua zu Brut Rosé