Text: Elsbeth Hobmeier
Das Wallis nennt sich gern «Land des Weins» und sieht sich als wichtigste Rebregion der Schweiz. Zu Recht?
Aus dem Wallis kommt über ein Drittel des gesamten Schweizer Weins. Aus dieser Sicht ist das Wallis sicher ein Land des Weins. Auch landschaftlich ist der Rebbau prägend. Als wichtiger Teil ihrer Kultur ist er tief verwurzelt im Leben der Walliser. Das sonnenreiche und eher trockene Klima ist hervorragend für Rebbau geeignet und die Vielfalt der Rebsorten ist einmalig.
Die 57 regionalen Rebsorten sind sicher weltweit ein Rekord. Welche erachten Sie als die Wichtigste und Interessanteste?
Die wichtigsten Sorten sind Pinot Noir mit 30 Prozent und Gamay mit 11 Prozent der roten Anbaufläche, bei den Weissen ist es der Chasselas mit rund 17 Prozent. Das sind auch die Weine, die in der Schweiz überall und in unterschiedlichen Preisklassen erhältlich sind. Besonders interessant sind die autochthonen Sorten: Cornalin und Humagne rouge in Rot und Petite Arvine, Amigne, Humagne blanc und Heida in Weiss. Im Wallis wachsn auch ein sehr guter Syrah sowie weitere internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Chardonnay und Marsanne. Dazu kommen ein paar sehr rare autochthone Sorten wie Lafnetscha, Resi und Himbertscha.
Die steilen Hänge sind oft terrassiert und erfordern mühevolle Handarbeit - eignen sich diese kleinen Rebterrassen für den biologischen Anbau?
Bio-Winzer sind sicher nicht arbeitsscheu und sind Handarbeit gewohnt, weil Bio immer viel Arbeit bedeutet. Aber sicher – der Mehraufwand und die Arbeit in kleinen Terrassen muss zuerst bewältigt werden, auch von den Kosten her.
Wie steht es überhaupt mit Walliser Bioweinen?
Die aktuellsten Zahlen finde ich von 2019 (Marktspiegel Bio-Wein 2020, Bio-Suisse, Sabine Haller). Da waren rund 11 Prozent der Schweizer Rebbau Fläche (1385 ha) biozertifiziert. Davon lagen aber nur 15 Prozent im Wallis, das ist nicht viel angesichts des riesigen gesamtschweizerischen Anteils an Rebbergen. Die Walliser haben also noch viel Bio-Potenzial. Spitzenreiter im 2019 waren übrigens die Waadtländer mit 27 Prozent der Schweizer Bio-Rebfläche.
Mit dem Tourmentin von Rouvinez hat Coop einen Walliser Star im Sortiment - wie charakterisieren Sie ihn?
Der Tourmentin ist ein Spitzenwein und ein Stück Walliser Weinbaugeschichte. Der Wein entstand Anfang der 80er Jahre, als Barrique noch sehr zurückhaltend eingesetzt wurde. Es war damals ein Wagnis und ein Statement, einen Wein so auszubauen. Der Tourmentin war immer gut, hat aber sicher noch gewonnen, als im Lauf der Zeit dem Pinot Noir auch Cornalin, Humagne rouge und Syrah beigefügt wurden.
Auch der Dôle des Monts von Gilliard ist sehr beliebt. Ihre Einschätzung?
Der Dôle des Monts ist eine echte Schweizer Weinmarke. Davon gibt es nur ganz wenige. Das ist eine beeindruckende Leistung. Sein Auftritt ist ebenso hochwertig wie einprägsam.
Weiss oder Rot? Welche Walliser Weingattung ist authentischer? Und welche wichtiger?
Das Wallis ist Rotweinland, über 60 Prozent der Rebfläche ist mit roten Sorten bepflanzt. Pinot Noir und Gamay und der daraus assemblierte Dôle sind Walliser Klassiker. Allerdings ist gerade bei den weissen Sorten die Vielfalt der autochthonen Sorten besonders interessant. Und ich finde, dass das Wallis mit Petite Arvine eine weisse Rebsorte mit weltweit grösstem Qualitätspotential hat.
Wie bedeutend ist das Wallis im Weinsortiment von Coop? Und wie sehen Sie die Tendenz für die Zukunft?
Schweizer Wein ist der wichtigste Teil im Weinsortiment von Coop und liegt immer noch im Trend. Innerhalb des Schweizer Weins wiederum stellt das Wallis den wichtigsten Teil und ist damit sehr bedeutend. Walliser Wein ist und bleibt spannend und fasziniert viele Weinkonsumenten. Daher kann das Wallis sicher noch zulegen - und das auf hohem Niveau.