Text: Stephan Thomas
Familiensache. Bei den Weingütern der Bündner Herrschaft ist es manchmal kompliziert. Unter den Namen Adank, Hermann, Obrecht, Jenny oder Boner laufen mehrere Betriebe, bei Maruggs in Fläsch sind es gleich vier. Meistens sind sie verwandtschaftlich verbunden. So ist es auch bei Lamperts in Maienfeld. Hanspeter Lampert vom Weingut Heidelberg und Markus Lampert vom Weingut Lampert sind Brüder, haben ein Leben lang eng zusammengearbeitet. Die Betriebe aber blieben getrennt. Beim zweitgenannten Gut steht ein Generationenwechsel an: Junior Thomas Lampert, Winzer und Weintechnologe, übernimmt demnächst. Thomas ist Jäger wie sein Vater; kein Zufall also, passen Lampert-Weine und Wildgerichte gut zusammen.
Taten statt Worte. Eine neue Generation hat oft auch neue Themen. «Meine Eltern mussten sich nicht ums Marketing kümmern. Es lief auch so. Der Verkauf war nie ein Problem. Die Frage war höchstens, ob man genug Trauben herkriegt.» Thomas redet gut und gerne über seine Ideen. «Ich mag es aber nicht, wenn an Betriebsführungen das Blaue vom Himmel gelabbert wird, nur um gut zu verkaufen. Unsere Sache ist eine einfache, und wir wollen auch einfach darüber reden. Gleichzeitig weiss ich, dass gilt: 'Tue Gutes und rede darüber.'»
Alternative für Pinot-Muffel. Gutes tut Thomas vieles. In erster Linie mit seinen Pinots, die es als Basiswein, Réserve, Barrique und als Lagenwein «Stieg» gibt. Den Chardonnay pflegt Thomas in zwei Varianten. Hier waren seine Eltern Pioniere. Seit die Sorte in den frühen 90er Jahren legalisiert wurde, haben sie gleich mit Anpflanzen losgelegt. Mit dem Zweigelt hat Thomas zudem eine rote Rarität im Programm - eine Alternative für alle, die keinen Zugang zu Pinot haben.
Augenmass. Thomas ist ein Pragmatiker. «Wein machen ist eine Gratwanderung. Ich frage mich immer: Wo macht es Sinn, sich Mühe zu geben? Wo soll man eher Fünfe gerade sein lassen und abwarten?» Seine Ziele für die Zukunft: «Ehrliche Weine machen, vielleicht noch eine Spur schlanker als jetzt. Keinesfalls 'Gastroweine', die sich anbiedern wollen. Und dann ist immer das grosse Ziel meiner Generation, einmal einen eigenen Keller zu haben. Damit der Betrieb vollständig ist, und man ihn später auch einmal als Ganzen weitergeben kann.»
Coup de Coeur: Pinot Noir Stieg 2017
Das liegt im Keller: Pinot Noir Classic 2020 (aus dem grossen Holzfass). Chardonnay «Sternenfeld» 2020. Schaumwein Pinot Brut ("sans année").
Drei GaultMillau-Köche mit Lampert-Weinen: Beat Stofer im «Balm/La Pistache» Meggen (16 Punkte). Siggi Tschurtschenthaler im «Adler» Fläsch (15 Punkte). David Esser im «Alten Torkel» Jenins (14 Punkte).
Das passt zusammen: Gamsvoressen, 18 Stunden geschmort, wie es meine Mutter kocht, mit Spätzli an Käse und Salbei, zu Pinot Noir Barrique
Foto: Bixon creative studio