Text: Elsbeth Hobmeier I Fotos: Hans-Peter Siffert
Die junge Witwe Pommery. Hellblau leuchten die Gebäude von Champagne Pommery über dem Stadtzentrum von Reims. So wollte es die Witwe Pommery, die im 19. Jahrhundert hier ihr Champagner-Imperium gründete. Heute ist Pommery einer der bekanntesten Champagner. Millionen Flaschen gehen in alle Welt. Das Unternehmen gehört seit 2002 dem Unternehmer Paul-François Vranken. Die Bewunderung schwingt unüberhörbar mit, wenn seine Frau Nathalie Vranken von Madame Pommery spricht, die nach dem Tod ihres Mannes 1858 als junge Witwe das Champagnerhaus weiterführte: «Sie war weitblickend, offen, revolutionär, sozial - ein Vorbild als Unternehmerin, eine extrem mutige Frau». Sie erkannte die Bedeutung der Kalkschächte aus römischer Zeit als Reifelager für den Wein, sie produzierte als Erste einen feinen und trockenen Champagner im heutigen Brut-Stil, sie steigerte innert kürzester Zeit die Produktion von 100’000 auf 2 Millionen Flaschen und exportierte ihren Wein in die ganze Welt. «Sie hat die Gesellschaft pommerisiert», sagt Nathalie Vranken.
Besucherzentrum. Restaurant. Kunst. Ein Besuch der Domaine Pommery zählt zu den Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt Reims, 130’000 Menschen besuchen jährlich die Keller. Wechselnde Kunstausstellungen, das neue Restaurant Le Réfectoire, ein Rundgang durch die Keller mit Degustation sind die Highlights. Denn der wahre Reichtum liegt unter der Erde. Schon nur die Treppe, die über 116 Stufen hinunter in die Crayères führt, ist etwas vom Eindrücklichsten, das man in der Champagne erleben kann. Auf 18 Kilometer Länge erstrecken sich die Tunnel und Gänge, die mit Städtenamen gekennzeichnet sind: Madame Pommery benannte sie jeweils nach den gerade erschlossenen Märkten. Hier reifen Tausende und Abertausende Flaschen. In der Schweiz ist Pommery Brut Royal ein Renner, zusammen mit dem Rosé, der etwas blumiger ist. Ganz neu in die Regale von Coop Schweiz wird die jüngste Schöpfung von Kellermeister Clément Pierlot geliefert: eine Cuvée namens Apanage, ein Blanc de Blancs ausschliesslich aus Chardonnay der besten Grand-Cru-Lagen. Ein feinperliger Schaumwein mit guter Struktur, der sich dem Spitzenwein des Hauses, der gehätschelten Cuvée Louise, schon ganz schön annähert, aber preislich auf dem Boden bleibt.
Im Land der weissen Grand Crus. Das kleine Champagnerhaus Bonville produziert seine Weine einzig aus reinem Chardonnay. Und dies in den allerbesten Lagen der Côte des Blancs südlich von Epernay. Olivier Bonville will gute Weine machen, so wie sein Vater, Grossvater, Urgrossvater, nur möglichst immer noch besser. «Wir sind gesegnet mit unseren Rebbergen, wir haben 15 Hektaren in drei Grand-Cru-Gemeinden, eine jede Parzelle hat ihre Eigenheiten, jeder Wein einen anderen Ausdruck». Olivier Bonville als Önologe unterstreicht diesen Ausdruck am liebsten mit Lagenweinen. Das Ziel heisst: Mineralische, runde, cremige Champagner mit nicht zu viel Säure. «Und immer mit diesem ganz leichten Duft von frisch gebackenen Brioches», fügt Olivier Bonville verschmitzt an. Stolz zeigt sein Schwiegersohn Ferdinand Ruelle-Dudel die Top-Lage Les Belles Voyes in Oger. Die Rebstöcke hier sind 60-jährig, der Ertrag dieser 0,8 Hektaren wird separat gekeltert und in Holzbarriques gereift. Das Resultat ist ein extrem eleganter, reicher, aromatischer Blanc de Blancs, erhältlich in der Schweiz bei Coop. Behandelt werden die Böden seit langem ohne Herbizid und ohne Pestizid, «vielleicht beantragen wir später einmal das Biolabel, aber es eilt nicht», sagen die beiden Bonville-Männer.
Champagner-Fan Jan Schwarzenbach. Master of Wine Jan Schwarzenbach von Coop ist ein erklärter Champagner-Fan. Er findet die sogenannten Winzer-Champagner aus kleinen Domänen besonders interessant. Und sagt: «In meinem Keller liegt immer eine Auswahl an Champagnern bereit. Von verschiedenen Winzern und Labels, in verschiedenen Stilen, darunter auch gereifte Jahrgänge. Welchen ich dann wähle, hängt vom momentanen Bedürfnis und meiner Stimmung ab.»