Text: Elsbeth Hobmeier | Fotos: Fred Merz | Lundi13

Grosser Bahnhof für den Wein. Die Bühne steht bereit, die Filmkameras der Equipe von Léman Bleu sind ausgerichtet, die Bänke im Genfer Musée d’Art et d’Histoire sind dicht besetzt von Genfer Winzerinnen und Winzern, die Spannung im Raum ist beinahe greifbar: 578 Weine bewerben sich um den «Sanglier», den Hauptpreis für den besten Genfer Wein des Jahres. Und um die vielen weiteren Preise, die jährlich im Rahmen der «Cérémonie de la Sélection des Vins de Genève» verliehen werden. Ein grosser Bahnhof, gewidmet dem Kulturgut Wein. Zur Erinnerung: Genf ist der drittgrösste Weinkanton der Schweiz. Und wie kaum anderswo wird hier eine Vielfalt an Rebsorten gepflegt. Auch neue Züchtungen und Versuche sind vom Gesetz her möglich. Grosses Bild oben: Thierry Anet vom Staatsweingut des Kantons Genf wird mit dem Hauptpreis für seinen süssen Gewürztraminer 2019 geehrt.

Opage 23. Cérémonie de la Sélection des vins de Genève 2022

Die Sieger aller Kategorien: (v.l.) Xavier Dupraz, Olivier Conne, Thierry Anet, Céline Dugerdil, Bernard Bosseau, Frédéric Rochaix, Bernard Vuagnat und Frédérik Seraldy.

Ein Gewürztraminer ganz oben. Frenetisch beklatscht von einem enthusiastischen Publikum aus Gastronomie, Politik, Sport, Tourismus und Weinbau wurde jeder Winzer und jede Winzerin, welche auf der Bühne eine Goldmedaille entgegennehmen durften. 55 solcher Trophäen wurden vergeben, die Domaine Des Curiades aus Bernex heimste als Rekordhalterin gleich deren sechs ein. Die Spannung stieg: Wer wird heute einen der sieben Spezialpreise in Form von Tierskulpturen oder Gravuren nach Hause tragen? Hier sind die Resultate: Der «Milan» für den besten Schaumwein ging an die Domaine de la Printanière; der «Adler» für den besten Chasselas und Gamay an die Domaine des Charmes; den Preis der Presse in Form einer Wiesel-Gravur gewann eine Mondeuse der Clos de la Donzelle; der Bronzefuchs der Cafetiers-Restaurateurs gehört jetzt der Domaine Les Perrières für den Chasselas Les Millerands 2021; den Marcassin (Frischling) als Preis der Hotelfachschule Genf erhielt der Viognier 2021 der Domaine des Curiades; den erstmals verliehenen Preis der Weinfachschule Changins in Form einer Schmetterlings-Gravur ergatterte der Rosé de Gamay 2021 der Cave Sézenove. Und schliesslich wurde auch der Sieger dieses Jahres ausgerufen: Aus den Händen von Staatsrat Antonio Hodgers durfte Thierry Anet von der Domaine de la République et Canton de Genève den begehrten «Sanglier» entgegennehmen. Auserkoren als allerbester Wein mit der höchsten Punktzahl wurde Snets süsser Gewürztraminer «Passerillé 2019». 

Rund ums Wildschwein. Der Hauptpreis, ein Wildschwein aus Bronze, wurde wie alle anderen Skulpturen vom international bekannten Künstler Robert Hainard geschaffen. «Das Wildschwein wählten wir 2002 bei der ersten Preisverleihung mit einem gewissen Augenzwinkern», erklärt Denis Beausoleil, Direktor Opage, «es ist ein Feinschmecker und liebt die Trauben in den Genfer Rebbergen über alles». Als «kleine Rache» wird denn nach der Verleihung auch immer ein Wildschweingericht serviert, früher jeweils ein ganzes Schwein am Spiess; seit einigen Jahren gibt es das Sanglier zumindest als Amuse-bouche!

 

www.geneveterroir.ch/de