Interview: Elsbeth Hobmeier | Fotos: Hans-Peter Siffert
Sie sind die neue Generation im Weingut Maye. Wie reagieren die Kunden, die Weinhändler, die Gastronomen auf Sie?
Sie scheinen erfreut, einen motivierten Jungen zu sehen, der Frische und Jugend in den Keller bringt. Und weil ich dieselbe Optik habe wie die vorherigen Generationen, sind die Kunden überzeugt, dass wir auf dem gleichen Weg wie bisher weitergehen. Sie lieben an unseren Weinen die Typizität und die Reinheit. Genau das versuchen wir immer noch besser zu machen. Bewusst haben wir den Generationenwechsel auch sehr sanft vollzogen, so dass viele Kunden gar nicht viel davon gemerkt haben.
Wie ist das für Sie, ein derart berühmtes, ikonisches Gut zu übernehmen?
Ich fühle schon ein enormes Gewicht auf meinen Schultern. Ich bin mir bewusst, was meine Vorfahren alles dafür getan haben, um so weit zu kommen. Und ich fühle die Verpflichtung, es mindestens so gut zu machen. Unvergessen ist, was mein Grossvater Simon zu mir sagte: «Du wirst es nicht gleich machen wie ich, sondern du wirst es besser machen». Ich glaube, dass man immer vorwärts geht, auch wenn man denkt, sich nicht mehr verbessern zu können.
Also werden Sie schon einiges verändern?
Ich habe grossen Respekt vor allen, die so viel Arbeit und Erfahrung in unser Weingut investiert haben. Somit sehe ich die Zukunft eher als eine Weiterentwicklung und nicht als radikalen Wechsel. Schon bis anhin hat sich meine Familie nie auf den Lorbeeren ausgeruht, sondern stets an den nächsten Schritt gedacht. Jede Generation muss wiederum anderen Anforderungen begegnen. Mein Grossvater Simon kämpfte für die Regulierung der Erntemenge und für eine bessere Weinqualität. Meine Generation dagegen muss sich stark mit den Auswirkungen auf die Umwelt befassen.
War Winzer Ihr Wunschberuf oder familiäre Verpflichtung?
Mit 16 ist die Entscheidung für einen Beruf sehr schwierig, ich war da keineswegs überzeugt, dass ich Winzer werden wollte. Aber schon damals war mein Interesse für den Rebbau wach, deshalb machte ich hier meine Ausbildung und studierte danach an der Fachhochschule Changins Weinbau und Önologie. Richtig «klick» machte es jedoch erst, als ich mit 19 im Piemont einen herrlichen Wein degustieren konnte, voller Finesse, Frucht und Komplexität. So einen Wein will ich auch machen, sagte ich mir. Und ich wusste, dass wir dafür die idealen Terroirs und auch die Rebsorten haben. Von da weg war die wahre Passion für meinen Beruf in mir erwacht.
Wie weit war Ihre Kindheit geprägt vom Wein?
Ich habe nie ein anderes Milieu erlebt, mein Vater und mein Onkel arbeiteten täglich dafür, meine Grosseltern ebenfalls. Von klein auf durfte ich mit meinen Brüdern und meiner Schwester beim Abfüllen helfen, das waren immer schöne Momente. Der Rebbau bestimmte unser Leben, mein Vater war in den Reben, mein Onkel im Keller und meine Grossmutter betreute den Verkauf. Ich habe nur gute Erinnerungen an meine Kindheit.
Wie haben Sie heute die Zuständigkeiten innerhalb der Familie aufgeteilt?
Nach verschiedenen Stages in der Schweiz und im Ausland kehrte ich 2015 als 25-Jähriger heim. Bei meinem Einstieg waren mein Vater Jean-François, mein Onkel Axel und meine Grossmutter Antoinette noch voll für ihre Bereiche verantwortlich. Drei Jahre lang konnte ich mit meinem Onkel die Vinifikation machen und mit Vater die Reben betreuen. Sie haben mich sofort integriert, der Übergang war sehr sanft. Heute ist mein Onkel trotz Ruhestand immer da, wenn ich Fragen oder Zweifel zur Weinbereitung habe. Mein Vater arbeitet noch teilweise mit, speziell in den hektischen Zeiten, und die Grossmutter ist zwar immer noch dabei, aber wird mit ihren 90 Jahren langsam etwas müde. Seit letztem Jahr übernimmt meine Freundin Nadine mehr und mehr administrative Aufgaben und hilft im Verkauf.
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