Text: Elsbeth Hobmeier I Fotos: HO
In der Nähe der Stadt. Nur 20 Minuten entfernt vom geschäftigen Zentrum von Genf und 10 Minuten vom Flughafen Genf-Cointrin erstreckt sich an den Côteaux de Bourdigny und Peney eine wahre Idylle. Hier in der Gemeinde Satigny steht das Château des Bois, entstanden aus der einstigen Seigneurie de Turrettin. Das im Jahr 1631 erbaute Anwesen ist eines der wenigen Weinschlösser in Genf und gehört seit 13 Generationen der Familie van Berchem. Auf den Weiden grasen zottige Galloway-Rinder, auf den Feldern wachsen Weizen, Gerste, Kartoffeln und Gemüse. Und es sind 4,8 Hektaren der 115-Hektar-Domäne mit Reben bepflanzt, aus denen pro Jahr rund 30’000 Flaschen mit zwölf verschiedenen Weinen entstehen. Grosses Bild oben: Nicolas und Stefanie Seiler mit ihren Kindern.
Die jüngsten Bewerber. Die Verantwortung für den gesamten landwirtschaftlichen Betrieb tragen Nicolas und Stefanie Seiler, sie leben mit ihren drei Kindern auf dem Gut. Beide sind diplomierte Landwirte, er ist im bernischen Moosseedorf aufgewachsen, sie im freiburgischen Wünnewil. «Wir waren als 26-Jährige die jüngsten aller Bewerber um diese Pacht und haben damals im 2016 den Zuschlag erhalten», sagt Nicolas Seiler. Wie kommt man als Berner nach Genf? «Ich machte bereits meine Ausbildung in der Westschweiz, kehrte dann für die Meisterprüfung und das Agrotechnikerstudium HF in die Deutschschweiz zurück, um dann wieder im Welschland zu landen», erzählt Seiler. Er ist auf dem Gut für den Rebbau zuständig, den Wein vinifiziert der Önologe Bernard Bosseau.
Lieblingswein: Le Bois des Chiens. Das Château des Bois baut Chasselas, Chardonnay, Pinot gris, Sauvignon blanc sowie Gamay, Pinot noir, Garanoir, Gamaret und Cabernet Sauvignon an. In der grossen Palette findet sich auch ein Rosé de Gamay und der nach der traditionellen Méthode champenoise hergestellte Schaumwein Carnet de Bal. Welches ist der Coup de Coeur von Nicolas Seiler? «Ich liebe die Assemblage Le Bois des Chiens, einen 1er Cru aus Garanoir Gamaret und Cabernet Sauvignon, der zehn Monate im Barrique gereift ist und als kräftige und würzige Assemblage mit schönen Tanninen überzeugt», sagt er. Das Besondere daran: dieser Wein ist teilweise im hauseigenen Holz herangewachsen. Denn die Domäne lässt von der Schweizer Küferei Suppiger aus Bäumen des eigenen Walds Barriques herstellen. «Das macht meines Wissens sonst kein Weinbetrieb ausser uns», sagt Seiler stolz, «und wir wollen den Anteil künftig noch ausbauen auf 50 Prozent aller Fässer». Merkt man einen Unterschied zwischen Genfer und französischer Eiche? «Ja, zum Glück keinen negativen. Im ersten Jahr im Genfer Holz entwickelt sich der Wein etwas kräftiger, das gleicht sich aber mit dem mehrjährigen Gebrauch der Fässer wieder aus», erklärt er.
Ökologischer Kreislauf. «Der Wein und die Landwirtschaft sind eine Symbiose», sagt Nicolas Seiler. Der Einklang mit der Natur sei für ihn ein sehr wichtiger Aspekt. Daher führe er den Betrieb überzeugt als traditionellen Mischbetrieb mit Betonung auf dessen ökologischen Kreislauf. «Unsere Rinder fressen das Gras rund um die Reben, ihren Mist bringen wir wiederum im Rebberg aus. Es ist ein Geben und Nehmen», erklärt er. Aus dieser Überzeugung denkt er auch an eine Erweiterung mit Piwi-Sorten, den pilzwiderstandsfähigen und gegenüber Trockenheit toleranteren Reben. «Da sind wir noch am Ausprobieren, aber auch einen Merlot könnte ich mir gut als zusätzliche Rebsorte vorstellen». Bereits heute arbeitet das Château des Bois, obwohl nicht biozertifiziert, mit Spritzmitteln des Bioprogramms, «aber so haben wir immer noch die Möglichkeit, im Bedarfsfall mit synthetischen Mitteln einzugreifen, um die Ernte nicht zu verlieren», sagt Seiler.