Text: Stephan Thomas Fotos: Hans-Peter Siffert
Paradies. Was für eine Lage! Unten am Rebberg breitet sich der Vierwaldstättersee aus. Vom anderen Ufer grüssen Bürgenstock und Pilatus. Zum Glück hat die Gemeinde Horw die Rosenau in die Landwirtschaftszone versetzt. Als Bauland, wie ursprünglich geplant, würde der Boden astronomische Preise erzielen. Aber mit Reben drauf siehts einfach viel besser aus.
Krick, nicht Popp. Vierzig Jahre macht Toni Ottiger hier nun schon Wein. Zuerst vor allem knackigen Riesling-Silvaner und Pinot Noir, heute zudem eine breite Palette bis hin zu Merlot und Sauvignon Blanc. Mutig dabei: Alle Weine füllt er in Flaschen mit Drehverschluss. Angefangen hat Toni allerdings mit einer Banklehre. «Das war aber auf Dauer nichts. Als Jungspund wollte ich in der Natur und mit der Natur sein. Der Club of Rome und die Studie 'Grenzen des Wachstums' haben mich geprägt. Gleichzeitig war ich ein Geniesser. Meinen Lohn habe ich in gutes Essen und Trinken investiert.» Womit sein Weg vorgezeichnet war.
Ungleiche Brüder. Pinot Noir steht für Toni Ottiger immer noch an der Spitze der Pyramide. Einer seiner beiden Parade-Pinots kommt aus der Lage «Spissen». Von hier aus hat, so erzählt Tonis Rebmeister Kevin Studer, schon Napoleons Artillerie die aufmüpfigen Nidwaldner am andern Seeufer beschossen. Der Wein ist tiefgründig-elegant und schon in jungen Jahren gut trinkbar. Das andere Aushängeschild, der «B», ist hingegen mit seinen ausgeprägteren Tanninen für lange Lagerung geeignet. Nicht umsonst figuriert dieser Wein in der Schatzkammer der Vereinigung «Mémoire des Vins Suisses». Wichtig ist Toni auch der ökologische Ansatz. Er hat auf biologisch ausgerichteten Betrieben gelernt, als man kaum wusste, dass es so etwas überhaupt gibt.
Sprudelnder Frenchie. Etwas Spass muss daneben auch sein. Toni hat vor einigen Jahren den «Petit Mousseux» kreiert, einen schmeichlerischen Schäumer für ein junges, unkompliziertes Publikum. Die Aufmachung ist durch und durch französisch. Auf der Flaschenhülle stehen kleine Anzüglichkeiten wie «Isch begomme nischt genug von dir» oder «Du machst misch complett verüggt». Oder, was auch Toni Ottigers Motto sein könnte: «Isch beroie nischts».
Das liegt im Keller: Pinot Gris Rosenau, Merlot Rosenau, Süsswein Rosenau
«Coup de coeur»: Pinot Noir «B» Rosenau
Drei GaultMillau-Chefs mit Ottiger-Weinen: Stefan Wiesner im «Rössli» Escholzmatt (17 Punkte). Ralf Thomas im «Reussbad» Luzern (15 Punkte). Beat Stofer in der «Balm» Meggen (16 Punkte).
Das passt zusammen: Pinot Noir Barrique Rosenau zu Luzerner Chügelipastete, wie man sie im «Wilden Mann» Luzern bekommt