Text: Stephan Thomas I Foto: Samuel Büttler

Gewöhnlich geht anders. Das ist nun definitiv die verrückteste Winzerkarriere, die wir kennen. Peter Krummenachers Familie betreibt seit Urgrossvaters Zeiten auf dem Hof «Tellen» in Kägiswil/OW Landwirtschaft, Peter macht eine entsprechende Lehre. Mit 30 übernimmt er den Hof, holt aber auch die Matura nach. Studiert Jus, «obwohl ich das eigentlich zunächst gar nicht wollte.» Bringt es bis zum Dr.iur. und gefragten Spezialisten auf seinem Gebiet.

Juristenfutter. Sukzessive baut er das Gut zum Weinbaubetrieb um. Kämpft darum, dass er hier überhaupt Reben anpflanzen darf - auch für ihn als Juristen keine leichte Sache. Obwalden ist schliesslich der letzte Kanton, von dem Rebflächen in den bundesweiten Kataster aufgenommen werden. Lange Zeit arbeitet Peter nebenher als Anwalt, um die Investitionen finanzieren zu können. Erst seit kurzem ist er Vollzeitwinzer. Heute bewirtschaftet er etwa 1,5 ha Reben.

Pioniere. Zusammen mit seiner Frau Karin setzt Peter Krummenacher ausschliesslich auf krankheitsresistente Züchtungen: Regent, Cabernet Jura, Solaris und neuerdings Divico. Die Zentralschweiz hat auf diesem Gebiet eine absolute Vorreiterrolle: Etwa ein Drittel der Reben sind hier sogenannte PiWis. Schweizweit sind es nur zwei, drei Prozent. Solaris ist nach Pinot Noir die zweithäufigste Sorte der Region. Die roten «Tellen»-Weine reifen mehrheitlich im Barrique. «Allerdings nicht wegen der Aromatik des Neuholzes. Ich brauche meine Barriques zehn Jahre lang. Entscheidend ist, dass der Wein Luft bekommt.»

Meditationswein. Beim Verkauf setzt Peter auf die Gastronomie - und auf Rebpatenschaften, die er «Rebstock-Leasing» nennt. An den Verkaufstagen holen sich Patinnen und Paten ihre Paten-Flasche ab, laben sich an Wurst und Käse. Kaufen dann meist noch ein paar weitere Flaschen dazu. Zumindest, so lange es hat, denn die Tellen-Weine sind schnell ausverkauft. Dazu kommen Wine-and-Dines, etwa in der «Krone» Sarnen. Zum Schluss etwas, was wir bisher auch nur auf dem Tellenhof gesehen haben: Karin Krummenacher, Bewegungstherapeutin und Yogalehrerin, bietet Wein und Yoga an. Eine Kombination zum Abheben.

Coup de Coeur: Cabernet Jura Barrique

Das liegt im Keller: Tellen Solaris 2022 (ab April), Tellen Cabernet Jura, Tellen Blanc de Noir

Drei GaultMillau-Köche mit Tellen-Weinen: Raphael Wey im «Engel» Sachseln (14 Punkte). David Zurfluh im «Culinarium Alpinum» Stans (13 Punkte). Sven Siebisch im «Gasthof zum Landenberg/Restaurant Pappalappa» Sarnen (13 Punkte)

Das passt zusammen: Cabernet Jura Barrique mit Ossobuco und Polenta, wie es Sven Siebisch im «Landenberg» Sarnen kocht und Kellner Pippo serviert.

 

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