Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert

In bester Nachbarschaft. Wer sie nicht sucht, fährt ahnungslos an der Finca Villacreces vorbei. Hinter den lichten Pinienwäldern vermutet keiner ein wichtiges Weingut, wo ein Mönch schon im 14. Jahrhundert Reben bearbeitete. Sehr viel später wirkte hier Peter Sisseck als Winemaker, bevor er sein eigenes Gut Dominio de Pingus gründete. Gleich angrenzend liegt auch die berühmte Vega Sicilia. Was Wunder, wenn Lalo Antòn, der jetzige Besitzer von Villacreces, von der «Goldenen Meile» im Ribera del Duero schwärmt, die mit ihren Top-Weinen dem Rioja schon lange den Rang abgelaufen hat. 110 Hektaren Land umrunden die Finca, 64 davon sind mit Reben bestockt. «Die Pinien schützen die Reben und den Boden», sagt Rebmeister Roberto Puras. Die ältesten Rebparzellen sind über 50-jährig. Auf den sandigen Abschnitten gedeiht Tempranillo, die nach wie vor wichtigste Traubensorte. Und in den mit Flusskieseln durchsetzten Böden wurzeln Cabernet Sauvignon und Merlot.

Degustation mit Lluis Laso, Winemaker, technischer Direktor der Finca

Der Weinmacher: Drei verschiedene Weine produziert Lluis Laso und jeder ist erfolgreich.

Roberto Puras, Verantwortlich für Oenotourismus auf einen E-bike für die Touristen mit Picknickkorb

Önotourismus: Roberto Puras begleitet die Besucher per E-Bike samt Picknickkorb durch das Weingut.

«Best Value!». Seit 2008 verantwortet Kellermeister Lluis Laso die Weinproduktion von Villacreces. Gestartet war er mit einem Paukenschlag namens Pruno. Der frische, fruchtige Wein passt zu Tapas, Wurst, Käse und traditionellen Gerichten. Man kann ihn jung trinken, aber auch locker bis zehn Jahre im Keller lassen. Dem Jahrgang 2010 gab Robert Parker 94 Punkte, der 2013er wurde als «best value», als spanischer Wein mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis ausgezeichnet. 700’000 Flaschen verlassen den Keller jährlich, ziemlich viele werden in der Schweiz getrunken. Der Villacreces ist noch komplexer und opulenter als der Pruno. Die Finca verzichtet auf die üblichen Angaben wie Crianza oder Reserva und nennt nur die «Cosecha», das Erntejahr. Im Herbst stösst mit Specimen No 1 ein viertes Kind zur Weinfamilie, ein Blend aus den drei Jahrgängen 2013, 14 und 15. «Damit können wir von jedem Jahr das Beste nehmen und zu einem hochkarätigen Wein verschmelzen», erklärt Lalo Antòn.

Burg in Penafiel, das Wahrzeichen der Weinregion Ribera del Duero

Wahrzeichen der Weinregion: Die Burg über Penafiel in der Region Ribera del Duero.

Weinbibliothek mit alten Jahrgängen

Schatzkammer: In der «Weinbibliothek» finden sich Flaschen eines jeden Jahrgangs.

Weingut der Top-Liga. Bewusst baut CEO Lalo Antòn die Finca Villacreces zu einem renommierten Weingut der Top-Liga auf. Zur von Vater Gonzales Antòn gegründeten Gruppe Artevino gehören auch das Weingut Izadi im Rioja sowie die Bodegas Vetus und Orben. «Wir wollen nur langsam wachsen», sagt der 43jährige ausgebildete Ökonom und Önologe, «wir investieren jeden Gewinn gleich wieder in Verbesserungen». Villacreces wurde neu auf biologischen Anbau umgestellt. Als nächsten Streich plant Lalo Antòn den Bau eines Boutiquehotels mit Restaurant. «Ich bin halt mit der Gastronomie aufgewachsen, sie gehört zu meinem Leben», sagt er mit Blick auf das familieneigene Gourmetrestaurant Zaldiaran im Baskenland.

 

>> www.villacreces.com
www.grupoartevino.com