Roman Horvath, was muss man von der Domäne Wachau zuerst probieren – Riesling oder Grünen Veltliner? 

Klassischerweise starten wir Verkostungen mit den Grünen Veltlinern. Weine aus diesen Trauben sind charmanter, runder und zugänglicher. Riesling zeigt sich straffer, hat mehr Säure und ist darum fordernder. Aber selbstverständlich geht es auch umgekehrt. 

Was sind sonstige grundlegende Unterschiede zwischen diesen Sorten? 

70 Prozent unserer Weine werden aus Grünem Veltliner produziert. Aromatisch erinnern sie, wenn Sie so wollen, wegen ihrer Cremigkeit an Chardonnay. Die Reben bevorzugen den Wohlfühlbereich, sprich tiefere Böden mit genug Wasser. Unsere Rieslinge – sie machen etwa 20 Prozent aus – wachsen auf steinigen, kargen Böden, meist zuoberst in den Reblagen. Es resultieren eher elegante, schlanke Weine, die aromatisch an Grapefruit oder Marille erinnern. Was beiden Sorten gemeinsam ist: Sie bringen das Terroir hervorragend zum Ausdruck und sind ungeheuer lagerfähig. 

Wie kombiniere ich die beiden Weine mit Speisen? 

Riesling ist der perfekte Begleiter zu Fischgerichten. Er funktioniert aber auch zu Ziegenkäse oder sogar zu Salaten. Die Speisen sollten eher zurückhaltend sein, gradlinig. Als ich jüngst in Japan war, hat mich die Marriage mit Sushi und Sashimi sehr überzeugt. 

Und zu was passt Grüner Veltliner? 

Der ist flexibler. In Österreich wird dieser Weisswein gern zu Wiener Schnitzel oder zu Brathähnchen ins Glas gegeben. Auch zu Tafelspitz und Geflügel passt GV. Und, wieso nicht, zum Zürcher Geschnetzelten. 

Rose und Zweigelt produzieren Sie auch – sind sie einen Versuch wert? 

Wir haben nur vier Prozent Rotweintrauben. Ich finde aber, dass sowohl unser Rosé als auch unser Zweigelt durchaus gelungen sind. Letzterer Rotwein soll kein Konkurrent zu den kräftigen Weinen aus dem Burgenland sein – er ist frisch und wird eher kühl genossen. Das passt dann zu einem kalten Plättchen. Oder einfach so zum Dahintrinken. 

 

Roman Horvath

Master of Wine Roman Horvath empfiehlt die Wachau-Region auch als Ferienziel!

Was macht die Region Wachau als Ganzes aus, sie gilt ja als Unesco-Weltkulturerbe? 

Ich durfte in meinen Leben schon fast die ganze Weinwelt bereisen. Ich finde, dass die Wachau mit den steilen Terrassen zu den grossen Terroirs der Welt gehört. Die Trockensteinmauern stammen aus dem 11. oder 12. Jahrhundert, manche sagen sie seien sogar noch älter. Es ist schlichtweg faszinierend, wie hier Weinbau und Landschaftspflege ineinanderfliessen. 

Die Domäne Wachau ist aus einer Kooperative gewachsen – Vor- oder Nachteil? 

Wir sind eine moderne Genossenschaft und profitieren von den entsprechenden Strukturen. Unsere Weinhauerinnen und Weinhauer bewirtschaften teilweise nur ein oder zwei Hektar, das ist Mikro-Vinifizierung. Es macht sie zu absoluten Spezialisten für die Weingärten, die teilweise seit vielen Generationen in Familienhand sind. Wir von der Domäne Wachau begleiten sie dabei und stellen sicher, dass auch das aktuelle Weinwissen angewendet wird. 

Die unterirdischen Anlagen in Ihrem Dürnsteiner Kellerschlössl sind eindrücklich. Sind sie für Besucher zugänglich? 

Ja, wir sind weintouristisch aktiv. In den Sommermonaten kann man jeweils am Freitag und am Samstag nachmittags Führungen buchen. In den Gewölbekellern, so geht die Erzählung, soll ja der Staatsvertrag vorverhandelt worden sein, der Österreich 1955 die Souveränität zurückbrachte. 

Was gibt es sonst in der Region zu sehen, wenn man mal dort ist? 

Neben der schönen Wachau sollten sie die Kleinstadt Krems besuchen. Dort gibt es gute Restaurants und mehrere empfehlenswerte Kunstmuseen. Schön sind die Fahrradwege entlang der Donau und die Wanderrouten in den Weinbergen. Die Klöster Göttweig und Melk sind eindrücklich und die alten Fähren, die Sie ohne Motor über den Fluss bringen. Da lohnt es sich schon drei, vier Tage einzuplanen! 

 

>> Roman Horvath ist seit 2005 Weingutsleiter und Geschäftsleiter der Domäne Wachau. 2009 erhielt er als zweiter Österreicher den Titel «Master of Wine». Er hat drei Kinder.