Text: Elsbeth Hobmeier | Fotos: Hans-Peter Siffert
Decanta la vida. So lautet der Wahlspruch der Kellerei Campo Viejo. Rundum ein Genuss soll ihr Wein sein, der kirschrot, weich, samtig und elegant im Glas funkelt. «Einfach so, wie ein typischer Tempranillo aus dem Rioja sein muss», bekräftigt Elena Adell. Also so, wie er Jahr für Jahr vom Unternehmen produziert wird, das unter dem Dach der Weltfirma Pernod-Ricard steht. Elena Adell ist seit 1998 hier tätig und als Chief Winemaker verantwortlich für alle drei Premiummarken des Hauses: die grosse, Campo Viejo, und die kleineren, Azpilicueta und Alcorta. Im Keller verarbeitet man die Trauben von 8000 Hektar Rebland. In der fast unendlich scheinenden Batterie von Edelstahltanks gären 30 Millionen Liter Rebsaft, im Barrique-Keller reihen sich Zehntausende von Holzfässern an- und übereinander. Campo Viejo ist ein Schwergewicht. Elf Prozent der gesamten Rioja-Produktion stammen aus dieser Bodega. Mondovino importiert die Weine in die Schweiz. Grosses Bild oben: Weinmacherinnen (v.l.): Irene Pérez Gutiérrez, Nagore Cobo, Elena Suarez und Chief Winemaker Elena Adell.
30 Meter unter der Erde lagern gegen sechs Millionen Flaschen Wein in einer der modernsten Kellereien Spaniens.
30 Meter unter Boden. Das neue Kellereigebäude wurde 2001 nach zwei Jahren Planung und einer einjährigen Bauzeit eingeweiht. Die wahren Werte liegen bis zu 30 Meter unter dem Boden, die Bereiche für Anlieferung, Fermentation, Lagerung und Abfüllung sind minutiös geplant. «Die Architektur soll ansprechend sein, aber wichtiger waren für mich Topbedingungen für das Weinmachen», sagt Elena Adell rückblickend auf den Entstehungsprozess, den sie massgeblich mitbestimmen konnte. «Ich erhielt hier eine wunderbare Plattform, um einen der weltbesten Rioja-Weine zu machen. Sie ist ein Benchmark für die Weinwelt», sagt sie. Und wegen der Anlage kommen auch heute noch Önologen und Architekten von weit her zu Besuch.
Die Bodega des Architekten Ignacio Quemada setzt Akzente in der Landschaft nördlich von Logroño.
Modern: Die stahlglänzende Tankanlage fasst bis zu 30 Millionen Liter Wein.
Tempranillo. Typisch Rioja. Elena Adell ist ein erklärter Fan des Tempranillo, dieser typischen Rebsorte der Rioja. «Sie ist so vielseitig. Ich liebe es, ihren Charakter in verschiedenen Weinstilen auszudrücken», sagt sie und verrät: «Die Vorlieben sind in Spanien und im Ausland nicht die gleichen; die internationalen Kunden mögen den Wein weit fruchtiger als die Einheimischen.» Diesem Umstand trägt sie Rechnung, wenn sie den Tempranillo, die Reserva und die Gran Reserva schafft, die alle drei bei Coop Schweiz erhältlich und sehr begehrt sind. Sie zeigen eine betörende Fruchtfülle, und ein kleiner Anteil an Graciano und Mazuelo bringt Frische. Der einfachere Tempranillo reift sechs Monate lang in Eiche, die Reserva je 18 Monate in Eiche und Flasche, die Gran Reserva gar 24 Monate in Eiche und 60 Monate in der Flasche. Das bringt viel Struktur – und erklärt, weshalb Reservas immer älteren Jahrgangs sind. Elena beschreibt es so: «Der Konsument weiss, dass die Flasche Rioja, die er kauft, ab sofort trinkbereit ist, denn die Vorarbeit machen wir hier bei uns, und die Flasche geben wir erst im idealen Moment heraus.»
Der Experimentierkeller. Besonders stolz ist Elena Adell auf ihren Experimentierkeller. Hier tüftelt sie mit Lagen, Rebsorten, Cuvées. Hier entwickelt sie Spezialitäten wie einen Cava ohne Alkohol, einen Rosé aus Garnacha oder einen Ecologico Rioja aus Biotrauben und ohne Holzeinsatz. «Bio ist die Zukunft, es geht in diese Richtung, braucht aber seine Zeit», sagt sie. In enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern beobachtet sie auch die Auswirkungen der Klimaveränderung. Wie reagiert sie darauf? «Ich versuche es mit weniger Alkohol und mehr Säure, mit anderen Hefen und mehr Fermentierung», erklärt die erfahrene Önologin.
