Text: Elsbeth Hobmeier | Fotos: Hans-Peter Siffert
Das Naturaplan-Gütesiegel. Die Bodega Navarrsotillo ist eine Pionierin. In mancher Hinsicht. Sie verarbeitet nur eigene Trauben, was im spanischen Weingebiet Rioja eher die Ausnahme ist. Sie fördert mit Überzeugung autochthone, also einheimische Reb- und Olivensorten. Sie produziert als rare Spezialitäten auch sortenreine Weine. Und das Nachhaltigste: Sie ist bereits 1991 auf Bio umgestiegen, erst nur teilweise, später konsequent in der weit strengeren Spielart Biodynamie. Heute darf sie als einer von nur drei Rioja-Betrieben – und als weitaus grösster Betrieb – Demeter-Label führen und als einziger Betrieb im ganzen Rioja zudem das Coop-Naturaplan-Gütesiegel. Seit zwölf Jahren beliefert sie Coop Schweiz mit ihren Weinen. «Ein Drittel unserer Produktion geht in die Schweiz», sagt Andrés Serrano, «die Schweizer lieben unseren Weinstil. Er ist kräftig, mit guter Frucht und weichen, gereiften Tanninen.» Die internationalen Konsumenten wählen offensichtlich auch gezielter Bioprodukte als die Spanier, denn der Grossteil der Weine von Navarrsotillo geht in den Export, nach ganz Europa, in die USA und nach Kanada. Grosses Bild oben: Eine Familie, ein Ziel: Die drei Brüder Andrés (l.), Ramón (3. v. r.) und Luis Serrano Arriezu (r.), unterstützt von Ehefrauen und Söhnen.
Andrés, Luis und Ramon. Hinter der Bodega Navarrsotillo stehen die drei Brüder Andrés, Luis und Ramón Serrano. Tatkräftig dabei ist auch bereits Alvaro, Andrés’ Sohn, der Önologie und Rebbau studiert hat. Der Landwirtschaftsbetrieb stammte ursprünglich von mütterlicher Seite, ihr ist das Label «Señorio de Arriezu» gewidmet, unter dem die Weine in den Verkauf kommen. Die drei Brüder könnten unterschiedlicher nicht sein, sind aber gemeinsam ein schlagkräftiges Team, verstärkt von den Ehefrauen Belen und Izaskun. Andrés, der Älteste, ist der Macher und Vordenker im Klub. Er war es auch, der sich bei Besuchen in Frankreich von der Biodynamie begeistern liess und die Idee zu Hause ohne Wenn und Aber umsetzte. Luis ist hauptberuflich Professor für Biomedizin an der Universität Pamplona, kümmert sich aber daneben auch um Verkauf und Export. Und Ramón, der Jüngste, ist der Chef im Keller und produziert die gesamte Weinpalette, zu der neben Crianza, Reserva und Gran Reserva auch rare Spezialitäten wie Blanco, Rosado, Garnacha, Mazuelo und Graciano gehören.
Mixtur für die Reben. Und für die Menschen! In einem Schuppen hüten die Serranos wie einen Schatz biodynamische Präparate, die sie mit grossem Aufwand selbst sammeln, fermentieren und in Tontöpfen aufbewahren. Schafgarbe, Brennnessel, Kamille, Löwenzahn, Baldrian und Schachtelhalm sind die Grundlage für ihre natürlichen Kampfmittel gegen Schädlinge. Die Präparate werden in Wasser aufgelöst und über die Reben gespritzt, teilweise aber auch in Kuhhörner gefüllt und im Rebberg vergraben. Frühmorgens geht Alvaro mit dem Sprühgerät auf dem Rücken durch die Parzelle mit den über 120-jährigen Garnacha-Reben. Die Lösung riecht ziemlich streng, «lieber Schachtelhalm als Kupfersulfat», kommentiert der Jüngling trocken. Sein Vater Andrés ist überzeugt, dass die Mixtur nicht nur den Reben, sondern auch dem Menschen und seiner Gesundheit guttut. Er trinke täglich einen Becher davon, gesteht er – und tankt dabei offenbar die Menge an Energie, die er als umtriebiger Unternehmer braucht, um seinen Betrieb zu einem der wichtigsten Bio-Güter in Spanien zu machen.