Text: Elsbeth Hobmeier I Fotos: Sedrik Nemeth

Die Advokatin im Weinberg. Camille Cretegny produziert mit ihrem berühmten Vater Willy auf der stolzen Domaine La Devinière in Satigny unter anderem einen der besten Gamays des Kantons Genf. Aber zum Wein kam der in den Reben aufgewachsene Rookie erst auf «Umwegen». Camille Cretegny schloss erst ihre Ausbildung zur Advokatin erfolgreich ab, plante eine Karriere als Juristin. Die Liebe zum Wein war dann aber stärker. Papa Willy freut’s. Und viele Weinfreunde auch.

 

«Menschenwürdiger und umweltbewusster Weinbau.» «Bereits im Weinberg strebe ich nach biologischem, nachhaltigem, menschenwürdigem und umweltbewusstem Weinbau», sagt Camille. GaultMillaus «Rookie des Jahres 2024» sucht von der Traube bis zur Flasche den bestmöglichen Einsatz der Ressourcen. Beispiele? Die meisten Arbeiten im Weinberg werden in Handarbeit ausgeführt. Die Flaschen werden gewaschen und wiederverwendet; ein Flaschenpfand ist im Preis einberechnet. Das Produktionsgebäude ist mit Sonnenkollektoren ausgestattet. Das Regenwasser wird gesammelt. Das Weingut La Devinière liegt in Satigny, der grössten Weinbaugemeinde der Schweiz, die mit 480 Hektar über mehr Rebfläche verfügt als der ganze Kanton Graubünden. Camille und ihr Vater Willy Cretegny bearbeiten hier auf 13,5 Hektaren 18 verschiedene Rebsorten, aus deren Trauben sie 16 Weine produzieren, unter anderem einen feinen «Mousseux».  

 

Mit dem Traktor auf den Bundesplatz! Nach ihrer Ausbildung kehrte Camille Cretegny 2018 aufs elterliche Weingut in Genf zurück. 2022 übernahm die heute 35-Jährige dessen Leitung, ihr Vater Willy arbeitet jedoch nach wie vor mit. In seiner Jugend war er ein Rebell. Bereits 1995 produzierte er alle seine Weine unter dem Bio-Label, er war einer der Bio-Pioniere unter den Genfer Winzern. 2001 sorgte er für Aufsehen in der gesamten Schweiz, als er mit dem Traktor nach Bern fuhr und vor dem Bundeshaus 252 Flaschen Chasselas ablud, um so seine Steuern zu bezahlen. Es war ein Protest gegen die seiner Meinung nach falsche Rebbau-Politik des Staats. 

 

Pinot Noir, ausgebaut im Eichenfass. Als wichtigste unter ihren vielen Rebsorten nennt Camille Cretegny Chasselas, Gamay und Pinot Noir. Die Rotweine reifen in grossen Eichenholzfässern mit einem Fassungsvermögen von 3000 Litern. Ihr Gamay zählt zu den schönsten aus der Genfer Region, der Chasselas ist fruchtbetont und mineralisch. Und der Pinot noir wird klassisch im Eichenfass ausgebaut. Zurzeit befasst sie sich mit einem Projekt zur Verlegung des Kellers und zum Bau eines neuen Gebäudes. «Dabei möchten wir die Elemente des bisherigen Baukörpers so weit wie möglich wiederverwenden. Sie werden später vor allem beim Gerüst des künftigen Gebäudes eingesetzt werden», sagt die junge Chefin von La Devinière.

 

www.la-deviniere.ch