Text: Elsbeth Hobmeier | Fotos: Hans-Peter Siffert
Einst Stagiaire, jetzt Pächterin. Ursprünglich lernte die Thurgauerin Christin Rütsche (38) Drogistin. Aber dann zog es sie zu Reben und Wein und auf die kleine Domaine Montimbert in Chardonne, die seit Ende des 18. Jahrhunderts im Besitz der Familie Dentan ist. Dieses Praktikum legte den Grundstein einer Leidenschaft für die Welt des Weins. Nach Abschluss des Önologiestudiums in Changins wollte sie die Welt entdecken und arbeitete zuerst auf einem Gut in Neuseeland, bevor sie eine Stelle auf der Tenuta Vallocaia, dem Weingut des Schweizers Rudi Bindella in Montepulciano antrat. Aus den geplanten drei Monaten wurden acht Jahre, aus der jungen Changins-Absolventin wurde eine Kellermeisterin und Önologin, die mit grossem Einsatz die Toskana-Weine von Bindella pflegte. Doch die Liebe zum Lavaux blieb, und als der heute 76-jährige Maurice Dentan ihr die Pacht seiner Domaine Montimbert anbot, packte sie die Koffer und die Chance, künftig als selbstständige Winzerin zu arbeiten.
Nie ohne Chasselas und Pinot noir. Auf 1,75 ha pflegt Christin Rütsche heute 13 Rebsorten, im kleinen Keller reifen acht verschiedene Weine. Einer davon, eine Cuvée aus Garanoir, Gamaret, Diolinoir und Galotta, heisst «Amesamis» - genau der richtige Wein für gemütliche lange Abende mit Freunden. «Es ist mir ein Anliegen, Weine zu schaffen, die etwas erzählen. Weine, die sich durch Persönlichkeit und Eleganz auszeichnen», sagt sie. Sie setzt auf möglichst wenig Interventionen, sie bearbeitet ihre Böden schonend nach Biovorgaben, ist aber (noch) nicht biozertifiziert. Falls irgendwann eine Parzelle zu erneuern oder zu erwerben wäre, könnte sie sich die Pflanzung von pilzresistenten Piwi-Sorten vorstellen. Christin: «Vor allem in einem klimatisch so schwierigen Jahr wie jetzt überlegt man sich das schon». Aber klar ist für sie auch: «Ich könnte nicht leben ohne Pinot noir und Chasselas». Heute sind 60 Prozent ihrer Weine weiss, wie das im Lavaux üblich ist, aber «ich hätte später gern mal etwas mehr Rotwein.»
Die Leidenschaft für gutes Essen. Seit sie sich erinnern kann, habe sie gutes Essen und die feinen Dinge des Lebens geliebt, sagt Christin Rütsche. Ihre Zeit in Italien hat diese Leidenschaft noch gefördert, dort lernte sie von den Einheimischen die perfekte Zubereitung von Focaccia, Pasta und Ragù. Diese Kenntnisse gibt sie gerne weiter. «Montimbert entdecken» heisst es dann: Weindegustation mit Focaccia, Käse und Charcuterie (2-10 Personen). Oder «Pane, Pasta & Vino» im Kochatelier. Christin: «Die Verbindung zwischen Wein und Essen fasziniert mich.»