Text: Elsbeth Hobmeier I Fotos: ©Siffert/weinweltfoto.ch

Urs Pircher kann sich auf seinen Nachfolger verlassen. Gianmarco Ofner betonte es bereits Anfang 2022, als er von seinem Götti Urs Pircher die Leitung des Weinguts im zürcherischen Eglisau übernahm: «Ich komme nicht, um alles Bisherige auf den Kopf zu stellen». Im Gegenteil, er tritt mit Überzeugung und grossem Einsatz in die Fussstapfen von Urs Pircher, der zur Elite der Schweizer Winzer zählt und als Pionier in Sachen Bodenpflege und Qualität gilt. Und doch hat der erst 31-jährige Nachfolger bereits einige persönliche Akzente gesetzt. Ganz sanft wurden die Etiketten des Weins vom Eglisauer Stadtberg angepasst, angegangen hat er zudem Umpflanzungen im Rebberg. Künftig sollen hier mehr Rieslingtrauben wachsen; sie werden dabei den RieslingxSylvaner und den roten Regent verdrängen. Vergrössern will Ofner seine jetzige Fläche von sechs Hektaren jedoch nicht. «Es ist eine sympathische Grösse. Da kann ich noch den Überblick behalten.» Ofner kennt das Weingut Pircher auf dem Effeff. Schliesslich bewegte er sich schon seit Kindesbeinen in diesen steilen Rebhängen und wusste früh, was er einmal werden wollte: Winzer! 

 

Fasziniert vom Riesling. Klar ist: Die hohe Qualität des Weinguts Pircher ist weiterhin das Mass aller Dinge. Ebenso wichtig für Gianmarco Ofner ist aber eine frische Eleganz und 
Weine voller Trinkfreudigkeit. Sie sollen Spass machen, aber nicht banal sein, komplex aber nicht kompliziert. Und sie sollen einen nicht zu hohen Alkoholgehalt aufweisen, nicht zu üppig daherkommen. Ofner: «Wenn ich einen Wein zum Essen trinke und daneben das Wasserglas fast vergesse, dann stimmt es». Der Riesling etwa, den er seit seinem Stage an der deutschen Mosel besonders liebt, stimmt rundum: Er ist spritzig, ausbalanciert und stilvoll, macht Spass. Wichtigste Weissweinsorte ist nach wie vor der Pinot gris, auch er süffig, kräftig, gut. Zu den Eckpfeilern des Sortiments zählen auch die alte Zürcher Sorte Räuschling. Und natürlich der Pinot noir, die Diva unter den Rebsorten. Diesen baut er in allen Varianten von Federweiss bis Barrique aus und produziert daraus auch einen bemerkenswerten Schaumwein. Jetzt noch besteht dieser aus hundert Prozent Pinot noir. Aber Ofner plant bereits, einige Reihen mit Chardonnay und Pinot meunier zu bepflanzen - also das klassische Trio der Champagne. 

 

Ab nächstem Jahr mit Biolabel. Seit 2022 befindet sich der Betrieb am Eglisauer Stadtberg in der Umstellung auf Bio, die Ernte 2024 sollte bereits zertifiziert und mit dem Biolabel ausgezeichnet sein. «Ich mache das, weil mir die Biodiversität am Herzen liegt, weil die Weine qualitativ noch besser werden können und weil es auch für meine Gesundheit gut ist», sagt er. In diesen Rebbergen hat es immer schon von Blumen und Insekten nur so gewimmelt hat, denn sie sind wegen ihrer Steilheit terrassiert; auf den Böschungen tummeln sich die Kleinstlebewesen. Nächstes Ziel: Rookie Gianmarco Ofner möchte den Keller ausbauen; ein abgetrennter Raum für die Barriques, genügend Lagerfläche für Weine, die er gerne etwas länger reifen lässt.

 

www.weingut-pircher.ch