Text: Elsbeth Hobmeier I Fotos: Hans-Peter Siffert
Vom Weinverkäufer zum Winzer. In diesen Tagen schliesst Silas Weiss seine dreijährige Ausbildung als Winzer-Betriebsleiter ab: «Dann kann ich mich wieder voll und ganz dem Weingut widmen», freut er sich. Denn hier, im Weingut Riehen in Basel, das bereits im 19. Jahrhundert bekannt war, hat der 29-jährige Winzer ein grosses Pensum zu bewältigen. Er ist seit 2019 für die Pflege der 3,6 Hektar Reben und die Weinbereitung zuständig, seit Sommer 2021 ist er zudem Mitinhaber. Ebenfalls beteiligt: Urs und Jacqueline Ullrich kümmern sich um die Administration und den Verkauf der Weine; der deutsche Winzer Hanspeter Ziereisen wirkt als Mentor. Doch auch Silas Weiss kann auf eine vielseitige Ausbildung zurückgreifen: Die Winzerlehre absolvierte er bei Kuntzer in Saint-Blaise NE und bei Zweifel in Zürich; dazu kamen zwei Stages im Napa Valley und zwei Jahre als Weinverkäufer.
Le Grand, le Petit, le Voisin. Die Gutsweine aus Riehen gruppieren sich in drei Linien. Das vornehmste Etikett «Le Grand» dürfen nur zwei Weine tragen: der vielschichtige, tiefgründige Chardonnay und der fruchtbetonte, 18 Monate im Barrique gereifte Pinot noir. Beide zeugen von der Affinität zum Burgund, beide wurden von Parker mit Höchstnoten ausgezeichnet. «Es sind Grands Crus, die wir am liebsten nicht verkaufen, sondern selber trinken würden», sagt Silas Weiss. Nicht zu verstecken brauchen sich auch die «Le Petit»-Weine mit einem mineralischen Pinot blanc, einem dichten Sauvignon blanc, einem finessenreichen Rouge. Eine Besonderheit ist die Linie «Le Voisin», der Nachbar: Der Blaufränkisch wächst nämlich auf der deutschen Seite der Domäne, «zwar nur zwei Meter weiter drüben, aber eben ennet der Grenze», erklärt Weiss. Neu kultiviert er auch einen traditionellen Cidre mit Flaschengärung. Und nächstes Jahr kommt der erste eigene Schaumwein aus Pinot noir auf den Markt.
Ohne Herbizide. Im Keller sind Silas Weiss und Hanspeter Ziereisen Traditionalisten. Sie lassen ihre Weine natürlich reifen, verwenden keine künstlichen Hefen oder Enzyme, schönen und filtrieren nicht. «Wir setzen zudem auf spontane Gärung», so Weiss. «Wir wollen unserem Wein Zeit lassen und arbeiten so minimalistisch wie nur möglich. Wir pflegen den Laissez-faire-Stil.» Auch im Rebberg geht er eigene Wege: Mit alternierendem Mulchen; ohne Einsatz von Herbizid; mit einer starken Beschneidung der Traubendolden, die dadurch weniger Ertrag, dafür aber konzentrierteren Saft abgeben. Triebe lassen sie in die Länge wachsen und wickeln sie auf, so kann die Rebe kontinuierlich weiter wachsen. Das tönt alles nach viel Arbeit. «Aber es lohnt sich. Qualität erzeugt man im Rebberg», ist Silas Weiss überzeugt. Er ist unser Rookie des Jahres 2025.