Text: Geny Hess
Die Hingabe vom Vater geerbt. Sandrine Caloz gehört unbestritten zu den besten Bio-Winzerinnen der Schweiz. Und das kommt nicht von ungefähr: Sie sprudelt nur so vor Ideen, sie ist unermüdlich im Weinberg aktiv. Diese Hingabe, die man bei jeder ihrer Tätigkeiten wahrnimmt, hat sie wohl von ihrem Vater Conrad geerbt. Er liess bereits in den Neunzigerjahren Teile des Weinguts zertifizieren, seit 2017 ist das gesamte Weingut gelistet bei «Bio Suisse». 2019 kam die erste Belohnung für die ganze harte Arbeit: Sandrine Caloz wurde als «Schweizer Bio-Winzer des Jahres» ausgezeichnet.
Gesunder Boden gibt perfektes Traubengut. Die Umstellung auf Bio brachte natürlich Herausforderungen mit sich, besonders bezüglich des Wassers: Im Wallis fallen jährlich bloss 400 Millimeter Regen, bei tief verwurzelten Reben kann das zum Problem werden. «Im Bio-Anbau setzen wir auf viel Grün in den Parzellen. Das Regen wird teilweise aufgesaugt, bevor er die Wurzeln der Weinreben erreicht», sagt Sandrine Caloz. Für sie sind solche Böden dennoch ein wertvolles Erbe: «Sie bieten Lebensräume für Mikroorganismen, Kräuter, Insekten und Vögel, die alle für Bodengesundheit sorgen, was zu perfekten Früchten führt.» Und darum nimmt sie die Extrameile: «Wo Bio draufsteht, steckt viel Arbeit drin. Im Rebberg und im Keller rechnen wir mit einem Mehraufwand von mindestens 20 Prozent», so Sandrine Caloz.
Steile, karge Lagen – ideal für Petite Arvine. Die Parzellen rundum Miège sind voller duftender Kräuter und Blüten, die zwischen den Rebzeilen wachsen. Einmal im Jahr trifft man in den Weinbergen sogar auf Schafe. Vorteil: Sie düngen den Boden, halten ihn unkrautfrei. «Und sie bringen Leben in den Weinberg», fügt Sandrine Caloz doppeldeutig an. Sie ist von ihrer Arbeit hier im Wallis mehr als angetan. Von der Vielfalt der Walliser Rebsorten, aber auch vom exklusiven, sehr kalkhaltigen Terroir der Region Siders. Nicht minder spannend für die dynamische Winzerin: Die Herausforderungen und Chancen, die jeder Jahrgang mit sich bringt – sie will nicht weniger als das Erlebte eines ganzen Jahres in ihren Weinen ausdrücken. Noch mehr Gelegenheit hierzu hat sie, seit sie kürzlich einen unbepflanzten Weinberg in den den steilen Lagen von «Les Bernunes» erworben hat. Hier Wein zu machen sei anspruchsvoll, aber es lohne sich. «Hier ist es steil und karg, ideal für Petite Arvine und Cornalin.» Man darf auf die Früchte (und damit die Weine) ihrer Arbeit dort gespannt sein.
Fotos: Hans-Peter Siffert und Sedrik Nemeth