Fotos: Karin Heer & Bo Bury

Gefragt wie nie. Cocktails schlürfen an einer schicken Bar? Ja, gerne. Kopfschmerzen am nächsten Morgen? Nein, danke! Zum Glück sind die Zeiten, in denen man als Nicht-Trinker an einem Wasser oder einer Cola nippen musste, vorbei. Mocktails sind so gefragt wie nie. «Unsere Gäste trinken viel weniger Alkohol als noch vor ein paar Jahren. Vor allem die jüngere Generation trinkt kaum noch Alkohol», sagt Sarah Madritsch. Sie ist Chef de Bar im «Igniv by Andreas Caminda» in Zürich. Dem Geschäft schadet das  nicht. Denn bei den alkoholfreien Varianten kann man ohne schlechtes Gewissen immer noch einen Drink bestellen. «Oft machen wir sogar mehr Umsatz mit alkoholfreien Getränken», so die 28-Jährige.

Sarah Madritsch, Daniel Zeindlhofer, Ines Triebenbacher, Igniv ZA 1/4rich

Dreamteam im «Igniv by Andreas Caminada» in Zürich: Sarah Madritsch, Daniel Zeindlhofer, Ines Triebenbacher (v.l.).

Körper & Geschmack. Um dem Gästebedürfnis nachzukommen, hat Sarah Madritsch die Bar-Karte entsprechend neu geschrieben. Jetzt stehen mehr Drinks mit sehr wenig oder ganz ohne Alkohol auf der Karte. Doch ganz so einfach ist die Sache mit den Mocktails nicht. «Wer einen Mocktail bestellt, möchte etwas Spannenderes als ein Glas Orangensaft. Auch ein alkoholfreier Drink braucht genügend Körper und Geschmack. Den Körper bildet sonst die Spirituose. Und das muss ich jetzt ohne Alkohol hinkriegen. Schliesslich soll der Mocktail komplex sein. Man soll nicht schmecken, dass er keinen Alkohol enthält», erklärt Madritsch.

Mocktails Sarah Madritsch Igniv Bar

Sawayaka ist ein sehr dezenter aus Japan inspirierter Mocktail.

Sarah Madritsch Igniv Bar

Power aus Thailand: Tom Kha vereint Süsse, Säure und Umami.

Sarah Madritsch Igniv Bar

Ein Mocktail zum Dessert: Peach Pearl ist eine Bellini-Variante.

Mocktail-Begleitung. Für ihre Kreationen arbeitet Sarah Madritsch eng mit Küchenchef Daniel Zeindlhofer (17 GaultMillau-Punkte) zusammen. «Wir sprechen uns ab und bestellen die gleichen Produkte. Ich verwende dann oft, was in der Küche übrig bleibt.» Und gerade weil sie so eng mit der Küche verbunden ist, passen die Mocktails auch perfekt als Begleitung zum «Igniv»-Menü. Zu jedem Gang gibt es einen anderen Mocktail.

Sojasauce im Drink. Die wissbegierige Sarah eignet sich auch Techniken aus der Pâtisserie an. So macht sie zum Beispiel Jelly aus Tomaten für die Dekorationen ihres Mocktails Tom Kha, eine Hommage an ihre Heimat Thailand und die Kokosmilchsuppe. Kokosmilch hat es auch in Sarahs Version. Trotzdem ist der Drink klar und goldbraun. «Ich mache einen Milk Punch. Durch den Limettensaft scheidet sich die Milch und klärt das Ganze.» Der Mocktail ist süss-salzig und eine Geschmacksexplosion ab dem ersten Schluck. Beim zweiten Schluck merkt man, wie elegant und ausbalanciert die Kombination von Kokos, Ingwer, Limetten und Sojasauce ist.

Flüssiges Dessert. Nicht ganz so intensiv und fast schon gesund ist der Mocktail Sawayaka. «Dieser Mocktail ist aus Japan inspiriert. Er vereint Gurke, Minze und Meerrettich. Er schmeckt sehr grün und ist ein bisschen scharf. Er passt hervorragend als Apéro oder zu fermentierten Speisen.» Zum Dessert empfiehlt sie den Peach Pearl, eine alkoholfreie Bellini-Version mit Schäumchen. Der Drink ist fruchtig und vollmundig und fast schon ein Dessert für sich.