Text: Stephan Thomas

Pfauen am Empfang. Wir sind auf Weingütern schon von Hunden, Katzen und Hühnern empfangen worden. Aber noch nie von frei laufenden Pfauen. Das passt allerdings zu dem imposanten Schloss am Ortsrand von Maienfeld, das auf bald 1000 Jahre Geschichte zurückschaut. Tradition wird hier gross geschrieben, auch beim Wein. Der wird hier sage und schreibe seit 1068 gepflegt. Damit ist man nichts weniger als das älteste Weingut Europas. Herrin auf Schloss Salenegg ist Helene von Gugelberg. Sie trägt die riesige Aufgabe, das Erbe zu wahren. Immerhin hat das Schloss 79 Zimmer. 

 

Panoramablick. Helene von Gugelberg wagt aber auch Neues. So hat sie 2011 einen modernen Torkel errichten lassen. Im Attikageschoss verfügt er über einen Degustationsraum. Grossartig ist hier der Blick über die Reben. Als die Frage aufkam, was aus dem Ertrag der 90 Obstbäume werden soll, befasste sie sich kurzerhand mit der Essigbereitung. Heute bietet Schloss Salenegg eine breite, professionell präsentierte Palette an hochwertigem Essig an. Auch Öl wird produziert. «Möglicherweise stammen der Wein und das Traubenkernöl, das sie gerade probieren, von der gleichen Traube», sagt uns Helene von Gugelberg beim Verkosten.
 

Helene Gugelberg

Wahrt das Erbe & wacht über das Schloss Salenegg mit seinen 79 Zimmern: Helene von Gugelberg.

Wildes Grün. Für diesen Wein ist der junge Silas Hörler zuständig. Viel Abeit, denn das Weingut verfügt über 11 Hektaren Rebland. Silas bringt behutsam neue Rebsorten wie Sauvignac und Cabernet blanc ein. Früher waren es 99% Blauburgunder, dazu etwas Chardonnay. Auch punkto Nachhaltigkeit läuft viel: Rebzeilen werden gerodet und einer natürlichen Begrünung überlassen. Insektizide, Kunstdünger und Herbizide sind ohnehin tabu. Auf einem Gut, wo seit einem Jahrtausend Wein gemacht wird, denkt man wohl ganz zwangsläufig auch an die Zukunft.

 

Schaumwein in der Pipeline. Wir verkosten an einem riesigen Tisch aus Eibenholz. Der Baum musste dem Torkel weichen; er lebt nun als Möbel weiter. Aus der neuen Linie probieren wir den Basis-Pinot «Molina», den Lagenwein «Carschluns» und die Spitzencuvée «Famos». Sie wird nicht in jedem Jahr produziert. Wer ein paar Flaschen ergattert, legt diesen Lagerwein am besten ein paar Jahre zur Seite. Sehr angetan sind wir auch vom Chardonnay. Verraten können wir noch, dass im Keller eine Neuheit schlummert. Dort liegen Schaumweine auf der Hefe und warten auf ihre Lancierung. Wir sind gespannt.

 

«Coup de coeur»: Pinot Noir «Carschluns»

 

Das liegt im Keller: Chardonnay 2019, Pinot Noir «Molina» 2019, Dessertwein «Le Soleil d'Ulysse»

 

Drei Gault Millau-Chefs mit Schloss Salenegg-Weinen: Fabrizio Zanetti im «Suvretta House/Grand Restaurant» St.Moritz (16 Punkte). Jürg Stauffer im «Va Bene» Chur (14 Punkte). Peter Schärer in der «Kronenhalle» Zürich (13 Punkte).     

 

Das passt zusammen: Pinot Noir «Molina» zu Kalbsleberli mit Rösti nach dem Rezept von Tante Maria (1836 - 1918)

 

>> www.schloss-salenegg.ch