Sie ist ein Star. Aber ein Star, der trotz allem Ruhm bescheiden, ungekünstelt, kollegial und natürlich geblieben ist. Sie ist eine Frau, die mit beiden Beinen auf dem Boden steht, auf dem Boden ihrer Walliser Rebberge rund um Fully. Marie-Thérèse Chappaz liebt ihr Terroir und bearbeitet es überzeugt nach der Lehre des biologisch-dynamischen Weinbaus. Insgesamt baut sie 22 verschiedene Weine aus, bewundert wird die Vollblutwinzerin jedoch speziell für ihre komplexen, vollsüssen Dessertweine. Es sind Spätlesen, in Kleinstmengen geerntet – kraftvoll mit strahlend klarer Frucht, extrem rar und entsprechend gefragt.
Eigentlich wollte sie Hebamme werden. Doch zu ihrem 17. Geburtstag schenkte ihr Vater ihr einen Rebberg. Was nun? Ein Stage im Krankenhaus überzeugte sie: Sie wollte nicht dort, sondern in und mit der Natur arbeiten. So entschied sie sich für den Wein, besuchte die Weinbauschule in Changins und schloss in Rebbau und Önologie mit Bravour ab. 1988 vinifizierte sie ihren ersten eigenen Jahrgangswein, ein Jahr später kam Tochter Pranvera zur Welt und gleichzeitig baute sie ihren Keller in La Liaudisaz, im einstigen Haus ihres Grossonkels Maurice Troillet, der als Walliser Staats- und Ständerat hier schon General Guisan und François Mauriac empfangen hatte. Von den anfänglich 1,5 Hektar konnte sie das von ihr bewirtschaftete Rebland auf heute 10 Hektar vergrössern.
Ihre Süssweine sind Weltklasse. Marie-Thérèse Chappaz kennt jedes ihrer Terroirs von Grund auf, sie will das Beste daraus machen, die Sorte, das Klima, den Jahrgang sprechen lassen. Ihre Philosophie ist klar: Im Rebberg möglichst keine Eingriffe von aussen, und wenn düngen und spritzen, dann mit hausgemachtem Kompost, mit selber angesetzem Sud von Brennessel und Schachtelhalm. Im Keller nur eigene Hefen, kein Zucker, keine Enzyme. Seit 2003 bewirtschaftet sie das gesamte Gut biodynamisch, ihre Weine tragen das Label von Demeter. Die Palette ist gross: Vier Fendants von verschiedenen Terroirs, Ermitage, Malvoisie, Cornalin, Dôle, Gamay, Pinot noir, Syrah, Humagne rouge, zwei rote Assemblages Grain Noir – und dazu die berühmten süssen Grain Noble aus Ermitage, Malvoisie und Petite Arvine. Der GaultMillau zeichnete sie als «Ikone des Schweizer Weins» aus.
Wunderwerke der Natur. Geny Hess, Präsident der GaultMillau-Weinjury: «Marie-Thérèse ist für mich weltweit die ungekrönte Süsswein-Königin. Ein Original, eine lebende Legende, kompetent, hochgeschätzt, beliebt, berühmt und entsprechend prominent. Bald 30 Jahre begleiten mich ihre Grain Noble, die trockenen Weissen und die charaktervollen Roten. Es sind unverfälschte Wunderwerke der Natur, geprägt von Reinheit, Fülle und Harmonie.»