Es ist mir ein Rätsel, warum noch immer über Roséweine gespöttelt wird. Natürlich gibt es arg grausigen Rosé. Aber das ist bei Weiss- und Rotweinen auch nicht anders.
Rosé ersäuft geradezu in Klischees. Mein bester Freund, eigentlich ein ganz normaler Typ, trinkt leidenschaftlich gerne Rosé. Aber jeweils nur heimlich bei mir zu Hause. Weil «Männer trinken ja keinen Rosé». Mit meinem Vater und meinem Bruder verhält es sich ganz ähnlich.
Rosé war jahrelang für qualitätsbewusste Weintrinker ein No-Go. Oft zu Recht, denn die Qualitäten waren meist nicht der Rede wert: waren die Trauben nicht für einen anständigen Wein brauchbar, weil sie mangelhaft, faul, unreif, überreif oder was auch immer waren, reichte es allemal noch für einen Rosé.
Bei fast keinem Wein-Thema herrscht so viel Verwirrung wie bei Roséweinen. Rosé entsteht immer aus Rotweintrauben. Der Unterschied zu Rotwein ist, dass der Most sehr schnell von den Schalen getrennt wird. Der Wein wird also im Wesentlichen wie ein Weisswein ausgebaut. Durch die frühzeitige Separierung des Mostes von den Schalen, erfolgt nur eine geringe Farbextraktion aus den Schalen. Die rote Farbe beim Rotwein kommt nur aus den Schalen – der Traubensaft ist immer weiss.
Da Rosé gekühlt serviert wird, passt er perfekt zu diesen heissen Tagen – und zu vielen «Warmwetter-Gerichten»: Zum Schinken- oder Roastbeef-Sandwich. Zu einem Frucht- oder Eiersalat. Zu Chips und Dips, Hamburgern, Hot Dogs, Pommes mit Ketchup. Rosé-Weine geben jedem noch so einfachen Gericht mit Leichtigkeit eine gewisse Klasse.
>> Die Zürcherin Shirley A. Amberg war Investmentbankerin, schreibt heute Weinkolumnen und gibt Weinkurse.