Text: Siméon Calame I Foto: Hans-Peter Siffert
Rookies mit riesiger Auswahl. «Wir haben viel, eigentlich zu viel, aber es ist schwierig, auf etwas zu verzichten». Zu viel von was? Wein? Rebsorten? Wahrscheinlich von beidem! Denn Solange, Lucie und Tristan Perey kultivieren in Vufflens-le-Château auf 11 Hektaren nicht weniger als 26 Weine aus 28 verschiedenen Rebsorten. Das Weingut teilt sich auf zwei Standorte auf: Les Abbesses in Echandens und La Balle in Vufflens-le-Château. Hier gründete ihr Vater Michel 1985 das Unternehmen, beflügelt von seiner Passion für neue Rebkreuzungen, die in der Versuchsstation von Changins entwickelt wurden. Diese Passion gab er auch an drei seiner insgesamt vier Kinder weiter, «obwohl der Chasselas auch bei uns immer noch 60 Prozent ausmacht», erklärt Solange. Die drei Perey-Geschwister waren 2020 GaultMillaus «Rookies des Jahres».
Schon mit drei Jahren ein eigenes Etikett. Es waren die Schwestern Lucie und Solange, welche 2009 die Domaine des Abbesses übernahmen und sich erst drei Jahre später mit ihrem Vater zusammentaten. 2013 stiess dann auch Bruder Tristan dazu. Caroline, die Älteste, wählte ihren Weg fern von den Reben, aber wie für die anderen drei gibt es eine Cuvée mit ihrem Namen: Eine Assemblage von Merlot, Cabernet, Dorsa und Carminoir. «Tristan hatte als Erster dieses Privileg des eigenen Weins, und das bereits als dreijähriger Knirps», lacht Lucie. Es ist ein Familienabenteuer, in dem ein jeder seine Rolle spielt: Lucie betreut die Reben, Tristan den Keller, und Solange kümmert sich um die Administration und hilft im Keller. Bei den Drei sprudeln die Ideen nur so, aber eines war seit 2018 klar für sie: Sie wollten einzig auf die biologische Bearbeitung ihrer Reben setzen.
«P’tits délires» in Hülle und Fülle. Für diesen grossen Schritt konnten die Pereys auf die kompetente Unterstützung von Raoul Cruchon zählen, dem Paten von Lucie und einem der Vorreiter der Biodynamie in der Romandie. Die Drei tauschen sich auch regelmässig mit ihren Kollegen aus der Umgebung von Morges aus, mit welchen sie die Kultur des Servagnin weiterführen - diese Rebsorte wurde vor über 600 Jahren in dieser Ecke eingeführt und ist eine regionale Tradition. Neben der Pflege dieser Ursorte leisten sich Tristan, Solange und Lucie zudem den Spass der «P’tites délires». Das ist eine Cuvée, die von Jahr zu Jahr anders komponiert wird und ihnen viele Experimente erlaubt wie zum Beispiel jener Orangewein, «den niemand wollte, aber der eigentlich gut gelungen war». Ist das kühn oder gar dreist? Nein, wenn man weiss, dass die Weine der Geschwister sogar während der Kochkurse im Hôtel de Ville in Crissier serviert werden. Deren Leiterin Elodie Jacot-Manesse ist eine gute Bekannte von ihnen. Diese Perey sie sind einfach überall dabei.
Das liegt im Keller: Weiss: Clos Rochette (Chardonnay), L’Abbesse Blanche (Chardonnay, Chasselas), Doral, Altesse, P’tit Délire (Chardonnay wie Rotwein vinifiziert), Cuvée Lucie (leicht süss: Pinot gris, Chardonnay, Doral). Chasselas: Clos Bellevue, Clos des Abbesses, Clos des Abbesses sur lie, Château d’Echandens, Vase M. Rot: Cuvée Solange (Garanoir), Les Abbesses (Pinot noir), Clos des Abbesses (Gamay), Clos Bellevue (Pinot noir, Galotta), L’Abbesse Rouge (Gamaret, Garanoir, Mara), Divico, Servagnin de Morges, Cuvée Caroline (Merlot, Cabernet, Dorsa, Carminoir), Gamay d’Arcenant, L’Abbesse Noire (Gamaret, Diolinoir, Galotta). Rosé: Les Abbesses (Pinot noir, Gamay), Clos Bellevue (Pinot noir). Schaumwein: Cuvée Tristan (Chardonnay, Pinot noir, Pinot gris), Rosée printanière (Pinot noir, Muscat). Süsswein: Givré d’automne (Pinot gris, Chardonnay, Gewürztraminer, Savagnin blanc).
Coup de Coeur: Solange setzt auf den Chasselas Vase M aus alten Reben, Lucie wählt den Servagnin wegen seiner regionalen Herkunft und Tristan schenkt sich ein Glas Gamay d’Arsenens ein, seinen Hochzeitswein.
Das passt zusammen: Tristan schätzt es einfach mit einem Apéro-Plättli und einem Glas Chasselas Clos des Abbesses, Lucie denkt an den Frühling und wählt zum Altesse grüne Spargeln, während Solange eine Wurst grilliert und dazu…. eine Cuvée Solange trinkt.
Drei Chefs mit Perey-Weinen: David Grappe im Café du Mont-Blanc in Lonay (14 Punkte), Mickaël Marini im L’Accent in Buchillon (12 Punkte) und Dumrong Kongsunton im Tawan Thai in Cossonay (12 Punkte).