Text: Stephan Thomas
Peter Schuler & das Luzerner Weinwunder. Es ist zweifellos eines der schönsten Weinschlösser der Schweiz. Schloss Heidegg hoch über dem Seetal ist mit seinen steilen Rebbergen ein beliebtes Postkartensujet. Vor gut hundert Jahren hatte allerdings die Reblaus diese Pracht gänzlich weggefressen. Es dauerte einige Jahrzehnte, bis man den Mumm zur Neupflanzung hatte. Dann aber stand Schloss Heidegg an der Spitze des Luzerner Weinwunders. Praktisch von Null auf ist die Rebfläche im Kanton auf heute 80 Hektaren gewachsen.
Nahtloser Übergang. Dieses Paradies ist das Reich von Peter Schuler - und immer mehr auch von Junior Lars. Langsam, aber sicher wächst er in die Rolle des künftigen Betriebschefs. «Der Papa wird allmählich zu meinem Gango», witzelt er. Und Peter kontert: «Im Keller rede ich schon noch ein wenig drein.» Die beiden harmonieren bestens, auch wenn Lars die Ideen der jungen Generation einbringen möchte: Mehr Säure in den Weinen, mehr Bio im Rebberg, mehr krankheitsresistente Züchtungen.
Small is beautiful. Die Reben gehören immer noch dem Kanton Luzern, der hier früher sein Staatsweingut betrieb. Schulers sind Pächter, doch gehören die Wirtschaftsgebäude ihnen. Auch der Keller, der auf drei Hektar Rebfläche angelegt wurde - heute wird hier der Ertrag von 15 ha verarbeitet. Lars nimmt es gelassen. «Man kann auch in einem bescheidenen Keller gute Weine machen. Expandieren ist für uns keine Option. Wir haben eine gute Grösse, um davon zu leben. Lieber schrauben wir weiterhin an der Qualität unserer Weine.»
Filiale im Süden. Gut sind sie allerdings schon jetzt, diese Weine. Aus einer grossen Palette probieren wir einen (Rhein-)Riesling Auslese 2019, einen knackigen Riesling-Silvaner 2022 und einen schmelzig-fülligen Merlot 2018 vom Schloss. Merlot gibt es auch von einem Rebberg, den Peter im Wallis erworben hat. Das wird den Sortenspiegel des Betriebs nochmals erweitern. Beispielsweise dürfen wir uns auf eine Petite Arvine freuen. Und Peter wird nach seiner Pensionierung vermehrt im sonnigen Wallis anzutreffen sein.
Coup de Coeur: «cinque» Rotweincuvée 2019
Das liegt im Keller: Merlot Barrique 2019, «Cuvée Vigneron» 2019, Riesling Auslese 2019
Drei Gault-Millau-Chefs mit Schloss Heidegg-Weinen: Philipp Keller in der «Villa Honegg» Ennetbürgen/Bürgenstock (13 Punkte). Alfredo Pena im «Hato» Luzern (14 Punkte). Marcel Ineichen in der «Villa Schweizerhof» Luzern (13 Punkte).
Das passt zusammen: Grünes Thai-Curry mit Pak-Choi, Kaffirlimetten-Blättern und Hähnchenbruststreifen, zu Riesling Auslese 2019.