Text: Elsbeth Hobmeier | Fotos: Hans-Peter Siffert

NEUER CHEF, GROSSES TEAM. Die Bildergalerie über den vielen Regalen voller Weinflaschen sticht sofort ins Auge: Eine lange Reihe von Schwarz-Weiss-Porträts ziert den Verkaufsshop in Ligornetto. «Das sind unsere 34 Mitarbeitenden», erklärt Michele Conceprio, seit dem 1. September 2020 Geschäftsführer von Zanini Vinattieri SA und von Casa del Vino (grosses Bild oben). Er setzt auf ein bewährtes Team und will es auch visuell in den Vordergrund rücken. Früher standen vor allem Vater und Sohn Luigi Zanini im Scheinwerferlicht. Sie kümmern sich heute um ihr Vorzeigeprojekt Castello Luigi, das berühmte Schloss im Hollywoodstil mit seinem Top-Wein. Die Leitung bei Vinattieri hat Önologe Michele Conceprio übernommen, der bei bedeutenden Tessiner Weinproduzenten tätig war und auch weiterhin mit Pio della Rocca seinen eigenen Wein macht.

VINATTIERI IST EIN STOLZER BETRIEB. Sein Paradepferd, der komplexe und konzentrierte Vinattieri Rosso aus reinem Merlot, zählt zu den besten Schweizer Weinen, der «kleine Bruder» Ligornetto steht ihm in fast nichts nach. Zu Recht stolz ist man auf den Roncaia, eine weitere Ikone von Vinattieri. Bei Coop ein wahrer Verkaufsschlager ist der Collivo. Zu dessen Familie gehören der rassige Bianco, die samtene rote Riserva und neu auch ein süffiger, aromatischer Rosato. «Ein idealer Wein für Feste, aber auch ein guter Begleiter zu vegetarischen Gerichten und speziell beliebt bei Jungen», erklärt Michele Conceprio.

Der prächtigste Barriquechais der Schweiz, Amphiteatro

Eine solch imposante Barrique-Arena wie bei Vinattieri ist in der ganzen Schweiz einzigartig.

Die Barricaia von Vinattieri ist spektakulär. Ein solcher Barrique-Keller – was heisst Keller? Eine solche Barrique-Arena – findet sich in der Schweiz kein zweites Mal. Auf sechs Lagen, vom Boden bis an die Decke, reihen sich die Holzfässer; unten die grösseren Formate für den Weissen, oben die kleineren Barriques für die Spitzen-Roten. «Ich befürworte einen Ausbau im Holz, aber er muss ausgewogen bleiben», sagt Conceprio. «Die Arbeit im Rebberg, das Tannin, das die Trauben mitbringen, das ist das Entscheidende für die Qualität.» Jede Lage, jede Parzelle wird hier separat gekeltert, die Selektion für die einzelnen Weine erfolgt nach sorgfältigen Degustationsrunden mit den beiden Önologen Giuseppe Pagotto und Danilo Montanaro. Rund zehn Prozent der geernteten Trauben werden vor dem Pressen angetrocknet. «Dieses Verfahren, Passerillage genannt, ist eine Spezialität von Vinattieri», erläutert Conceprio.

30-JÄHRIGE WEINE IN DER SCHATZKAMMER. Eine Besonderheit ist auch die «Schatzkammer», wo sich die kleinen Holzkisten mit dem Spitzenwein Vinattieri Rosso stapeln, bis zurück zum Jahrgang 1990 oder gar noch älter, in Normalflaschen oder Grossformaten. «Die kann man noch kaufen», sagt Conceprio schmunzelnd; er weiss, dass dies bei den wenigsten Weinproduzenten möglich ist. Und was plant er für die Zukunft? Angesichts der Klimaerwärmung erprobe er neue, kleinbeerige Merlot-Klone, sagt der umtriebige Betriebsleiter. Zudem erfreut er sich am vorzüglichen Chardonnay, den er neu auch reinsortig ausbaut. Ist Bio ein Thema? «Ich bin bereits Bio», erwidert er mit Hinweis auf seinen biologischen Pio della Rocca. Und ergänzt grundsätzlich: «Eine Reduktion von Herbizid und Pestizid ist die Zukunft.» Aber er weiss auch, dass dies für einen grossen Betrieb schwierig ist. «Trotzdem versuche ich es auf einer kleinen Parzelle im Malcantone.»

 

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