Interview: Elsbeth Hobmeier

Beat Hedinger, Sie sind mit Ihrer Geschäftsstelle soeben umgezogen. Was bieten Sie Ihren Besuchern an der neuen Adresse Vordergasse 73 im Herzen der Schaffhauser Altstadt?

Wir haben hier ein neues Besucherzentrum eröffnet. Mit Beratung und vielen Prospekten über unsere touristischen Angebote. Aber auch das Vinorama mit einer Übersicht über das Schaffen der Schaffhauser Winzer ist mit umgezogen. Man kann bei uns Wein kaufen. Und auch degustieren: Neu bietet ein Önomat immer vier Weiss- und vier Rotweine an, die man gegen Bezahlung verkosten kann. Zudem gibt es auch einen Bereich in dem regionale Produkte gekauft werden können.

 

Die Trauben dieses Jahres sind geerntet. Wie schaut es aus für den Jahrgang 2020?

Die Qualität ist sehr gut, die Quantität dagegen geringer, sie liegt rund ein Viertel unter dem zehnjährigen Jahresdurchschnitt. Die Blüte im Frühling wurde von einem Kaltwettereinbruch betroffen, die lockeren Traubenstände konnten im trockenen Sommer nicht mehr aufholen, die Beeren blieben kleiner als sonst. Aber wir erwarten gegen 100 Oechslegrade für den Blauburgunder und sind mit den gesunden und schönen Trauben, die wir ernten konnten, sehr zufrieden.

  

Zeigen sich neuere Tendenzen in Sachen Traubensorten?

Der Trend, den wir bereits in den letzten Jahren beobachten konnten, setzt sich weiter fort. Die vom Pinot noir beanspruchte Fläche ist leicht rückläufig, aber beträgt immer noch 65 Prozent. Auf leichtem Vormarsch befindet sich der Weisswein, Riesling-Silvaner ist wieder gefragter, auch Chardonnay und Sauvignon blanc nehmen leicht zu. Bei den Rotweinen gibt es künftig etwas mehr Merlot - aber diese Verschiebungen sind im Mikro-Bereich. Wir glauben nach wie vor an unsere Hauptsorte, den Blauburgunder.

Beat Hedinger

«Wir erwarten gegen 100 Oechslegrade.» Geschäftsführer Beat Hedinger.

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Schaffhausen ist auch Weinstadt: Ein neues Besucherzentrum für Blauburgunder & Co. 

Welchen Schaffhauser Wein darf man nicht verpassen?

Jetzt ist der Jahrgang 2018 im Handel - es ist ein wunderbarer Jahrgang, ein Spitzenjahr für den Rotwein. Gut ausgereifte, stoffige, schön strukturierte Weine, teilweise im Holz ausgebaut. Da heisst es jetzt zugreifen.

 

Wie sieht es beim Nachwuchs aus?

Wir freuen uns, dass einige junge Winzer in die elterlichen Betriebe eingestiegen sind und Verantwortung übernommen haben. Etwa bei Stamm in Thayngen, bei Christen in Wilchingen, der Weinbaugenossenschaft Löhningen, bei Bringolf und Gianini in Hallau, um nur einige zu nennen. Das sind Lichtblicke für eine Weinregion.

 

Schweizer Schaumwein ist immer gefragter. Wie steht es damit im Blauburgunderland?

Wir haben mit der Rimuss & Strada Wein AG in Hallau ein richtiges Zugpferd. Die neue Strada-Leitung ist hier sehr konsequent eingestiegen, hat die vorhandenen Einrichtungen genutzt und die Nische für den Schaumwein erkannt. Ihr Strada Brut und der Extra Dry - sowie die Marke Klett - sind Schaumweine aus unserer Region, die für mich eine absolute und sehr empfehlenswerte Alternative zu einem Prosecco darstellen.

Büsingen, Alte Rheinmühle.

«Wild u. Wein am Rhein»: Alte Rheinmühle in Büsingen. 

Sommerlust, Rehrücken, Porto Feigen, Kirschensauce, eingelegte rot Zwiebeln.

Wild in der «Sommerlust», Schaffhausen: Rehrücken mit Feigen. 

Wie sieht es mit der Gastronomie aus und den verschiedenen Gastro-Events, für die sich Schaffhausen einen Namen gemacht hat?

Unser Gourmetfestival mussten wir wegen der ersten Corona-Welle vom Mai auf den Juni verschieben. 19 Gastronomen machten mit, das Publikum kam und war begeistert, Freude herrschte hüben wie drüben. Sechs Gastronomen und einige Winzer bieten zurzeit den Event «Wild u. Wein am Rhein» an, Wildgerichte mit je einer wählbaren Weinbegleitung aus Schaffhausen oder Italien. Eine interessante Sache!

 

Hat Sie ein «wildes» Gericht und die Kombination mit einem bestimmten Wein besonders begeistert?

Rehschnitzel vom einheimischen Wild, serviert mit einer Wild-Rahmsauce, dazu hausgemachte Spätzli, Rotkraut, karamellisierte Marroni und Mirza-Apfel. Dazu wählte ich von der Rötiberg Kellerei in Wilchingen die Rotwein Cuveé «Undercover», Jahrgang 2016. Das war echt eine tolle Kombination.

 

 

>> Beat Hedinger, Geschäftsführer Schaffhauser Blauburgunderland und Schaffhauserland Tourismus

 

Fotos: © Schaffhauserland Tourismus / Bruno Sternegg, Marcus Gyger, profifoto.ch