Text: Siméon Calame | Foto: Sedrik Nemeth

Eine Self-made-Women. So könnte man Marie-Bernard Gillioz treffend charakterisieren. Denn diese Walliserin hat ihre Domaine von A bis Z allein erschaffen. Und zwar anfangs der 1990er Jahre, als sie noch als Lehrerin tätig war. Schon immer zog es sie hinaus in die freie Natur, schon immer erholte sie sich dort besonders gut. Ihr Vater war Akkordarbeiter im Weinbau, sie kannte also das Metier und die Weinwelt, die er liebte. Das beflügelte sie, die ersten eigenen Parzellen zu mieten. Nachdem sie während einigen Jahren ihre Trauben an andere Winzer verkauft hatte, wollte sie  einen eigenen Keller mit eigenem Wein haben: rund 8000 Flaschen mit Fendant und Dôle.

 

Ungewöhnliche Technik. «Für mich ist es absolut normal, meine Reben im Einklang mit der Natur zu pflegen. Daher mache ich jeden Schritt und jede Arbeit sehr aufmerksam. Ich tue alles, damit sich die Rebe gut fühlt. Und auch alles für die Biodiversität», erklärt Marie-Bernard Gillioz. Das funktioniert: Eine ihrer Parzellen liegt mitten in der Stadt Sion - aber das Terroir ist überwachsen von Kaktussen und von Dutzenden von Pflanzenarten. Auch im Keller wendet Marie-Bernard ihre eigenen Methoden an: kaum Eingriffe während der Vinifikation, einzig kleine Fässer mit maximal 250 Litern Inhalt. Jedes enthält die Ernte einer einzelnen Parzelle, da wird nichts gemischt, auch wenn es sich um dieselbe Traube handelt.

 

Die Magie des Syrah. Auf der Weinliste gehört den autochthonen Walliser Sorten ein spezieller Platz, der Petite Arvine, dem Heida, dem Cornalin. Den «Landroten» (so lautet der alte Name des Cornalin) hat sie als eine der ersten Sorten angepflanzt, zusammen mit Syrah. «Ich liebe den Syrah sehr, ich vertraue ihm», sagt die Winzerin, «seine Kraft und seine Würzigkeit ist einfach magisch». Der Cornalin, den sie in Sion und in St-Léonard erntet, ist sanfter und fruchtiger und versteht sich gut mit saucenbetonten Fleischgerichten. Sie findet aber auch, dass der Ermitage, diese üppige weisse Sorte, im Wallis besonders gut reift. Die überzeugte Winzerin geniesst ihn am liebsten trocken ausgebaut und in Begleitung eines Huhns an Morchelsauce.

 

Das liegt im Keller: Weiss: Fendant de Saint-Léonard,  Corbassières (der Kaktuswein), Ermitage, Petite Arvine, Muscat, Orpin blanc (Pinot gris, Petite Arvine und Ermitage), Heida. Rot: Pinot noir, Pinot noir barrique, Ggamay, Cornalin Sion, Humagne rouge, Cornalin Saint-Léonard, Syrah, Garance (Galotta, Humagne rouge, Pinot noir et Cornalin), Dôle de Sion (Pinot noir, Gamay und Galotta). Rosé: Rosé (Saignées von Pinot, Gamay, Syrah, Humagne rouge, Cornalin, Diolinoir).

 

Coup de Coeur: «Die Petite Arvine, weil sie noch nicht genau so ist, wie ich sie möchte. Das ist noch ein schönes Ziel!»

 

Das passt zusammen: Ein schöner, zwei bis drei Jahre gereifter Käse mit einem Glas Emitage.

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Gillioz-Weinen: Philippe Chevrier in der Domaine de Châteauvieux in Satigny (19 Punkte), Franck Giovannini im Restaurant de l’Hôtel de Ville in Crissier (19 Punkte), Ashprim Misini im Café des Alpes in Gryon (12 Punkte). 

 

>> www.mbgillioz.ch