Text: GaultMillau Schweiz Fotos: Marcus Gyger
Ein Start als Au-Pair. Valentina Andrei ist ein Musterbeispiel von Entschlossenheit. Weil sie von Bordeaux und einem Besuch der dortigen Weinbauschule träumte, verliess sie 2003 ihr Heimatland Rumänien, um französisch zu lernen. Doch manchmal kommt es anders als man plant: Nach einigen Monaten als Au-Pair im Jura entdeckte sie das Wallis und verliebte sich sofort in diese Gegend. Hier gefiel es ihr, hier war es wärmer und weniger neblig als im Jura. Sie kam und blieb, absolvierte die Weinbauschule in Conthey und die Kellerausbildung und studierte Önologie in Changins. Danach arbeitete sie vier Jahre bei Marie-Thérèse Chappaz, «eine Grösse des Schweizer Weinbaus», wie sie anerkennend meint.
Geprägt vom Terroir. Im Jahr 2013 entstand ihr erster eigener Wein, den sie auf einigen gemieteten Parzellen erntete. «Am Anfang hatte ich nur eine Garage, in der ich fast alles machte - aber immerhin füllten sich so doch fünf- bis siebentausend Flaschen im Jahr», erzählt sie. Nach und nach konnte sie sich vergrössern: heute bewirtschaftet sie 5,5 Hektaren auf einer Vielzahl von Parzellen, die sich über zehn Walliser Gemeinden erstrecken. «Ich liebe diese steilen Hänge», sagt die Winzerin strahlend, «sie geben dem Wein eine eigene Identität.» Ab dem nächsten Jahr will die Wahl-Walliserin deshalb auf dem Etikett vermehrt das Terroir oder den Namen des Rebbergs in den Vordergrund rücken - also nicht mehr von Petite Arvine, dafür aber von «Combe de Noutse» sprechen.
Aussergewöhnliche Weine. Valentina Andrei definiert ihre Ziele so: Sie möchte sich auf weniger Traubensorten als heute konzentrieren, aber aus diesen möglichst noch mehr herausholen punkto Finesse und Terroir. Aber sie weiss auch, dass diese Wahl schwierig wird, weil jeder ihrer Weine interessant ist. Die würzige und saftige Petite Arvine Combe de Noutse, die samtigen Tannine des Merlot Champ Dury - ganz zu schweigen von den begeisternden Cuvées Ivresse, die sie mit ihrem Partner Nicolas entwickelt. Sie bewegen sich auf hohem Niveau und sind entsprechend rar. Die grossen Chefs des Landes wie Carlo Crisci, Franck Giovannini und Pierrot Ayer reissen sich darum. Definitiv: Valentina Andrei hat den traumhaften Aufstieg von der Garage in den Sternenhimmel geschafft.
Im Keller: Weiss: Fendant, Chasselas Les Bans, Petite Arvine, Petite Arvine Belle Usine, Petite Arvine Combe de Noutse, Petite Arvine Ivresse, Roussanne, Humagne blanche, Païen, Vin de Paille. Rot: Gamay, Gamay Combe de Noutse, Merlot Champ Dury, Merlot Magnificients’17, Merlot Ivresse, Syrah, Cornalin, Humagne rouge. Rosé: Ivresse. Destillate: Im Barrique gereifter Weinbrand.
Coup de Coeur: Ohne zu zögern nennt Valentina Andrei den Gamay, «weil ich davon locker zwei Gläser trinken kann. Ich liebe seine Struktur und seine einzigartige Kraft.»
Das passt zusammen: Ein Stück Kalbfleisch an einer Morchelsauce, begleitet von einem Glas Roussanne, einem reifen Weisswein mit feinen Aromen von gelben Früchten.
Drei GaultMillau-Chefs mit Andrei-Weinen: Tanja Grandits im «Stucki» in Basel (19 Punkte), Didier de Courten im «Terminus» in Sierre (19 Punkte) und Franck Giovannini im «Hotel de Ville» in Crissier (19 Punkte).