Text: Elsbeth Hobemeier
Meisterliches Handwerk. Vin d’Oeuvre ist ein Wortspiel. Es spielt auf «main d’oeuvre» (Handwerk) an - und zielt auch in Richtung «chef d’oeuvre» (Meisterwerk). Diesen Namen haben Isabella und Stéphane Kellenberger sehr gut und sicher auch gut überlegt gewählt, als sie im Jahr 2013 einen bestehenden Weinbetrieb mitten im Dorf Leuk übernehmen konnten. Denn aus den damaligen Anfängen haben sie mit viel Einsatz und Handwerk eine Weinpalette entwickelt, die zum Besten gehört, was das Wallis zu bieten hat. Bereits ihre Etiketten sind unverwechselbar: Der Abdruck ihrer Hände wirkt wie ein persönliches Gütesiegel. Und auch die Namen sind speziell. «Born to be wise» heisst der filigran-frische Humagne blanc, «reach the highest» der Heida aus den höchsten Rebbergen der Schweiz in Visperterminen, «noblesse oblige» der elegante Pinot noir und «born to be wild» der leicht animalische Humagne rouge.
Eins und eins macht zwei. Die beiden haben sich als Studenten der Önologie in Changins kennengerlernt. Danach arbeitete Isabella in Neuseeland, Chile und Kalifornien, Stéphane blieb im Lavaux und arbeitete als Kellermeister in der Schweiz, aber schaute sich auch in Südafrika um. Diese Reisen inspirierten die beiden zu ihren englischen Weinnamen, die Spass machen und Neugierde wecken. Jetzt sind sie mit ihren zwei Kindern in Leuk sesshaft und bewirtschaften vier Hektaren Reben in Fully, Raron, Visperterminen und Leuk. Also quasi quer durchs Wallis - ist das nicht aufwendig? «Im Ausland fährt man doch auch locker einer Stunde zum Arbeitsplatz», lacht Isabella, «es ist alles eine Frage der Organisation». Denn sie möchte auf keine einzige Parzelle verzichten: Im Naturschutzgebiet Les Follatères in Fully wächst ein hervorragender Gamay, der kesselartige Rebberg in Raron behagt dem Syrah, auf den Höhen von Visperterminen reift der Heida und der kalkhaltige Boden von Leuk bringt beste Johannisberg, Pinot noir und Cornalin hervor.
Der Wein mit Handabdruck. Isabella mag Weine mit intensiver Fruchtaromatik, die lange nachhallen. Stéphane bevorzugt einen filigranen und zugleich komplexen Stil und lässt seine Weine gerne länger reifen. Zwei Persönlichkeiten, zwei Weinstile, wie findet man da einen guten Kompromiss? «Anfänglich dauerte das eine kleine Ewigkeit, aber inzwischen haben wir uns angenähert und finden immer wieder die nötige Harmonie», erzählt Isabella Kellenberger. Sie kümmert sich um Verkauf und Marketing, er arbeitet im Rebberg und im Keller - doch die Ernte und die Vinifikation sind Gemeinschaftswerk. Seit 2018 ist der neu angepflanzte Viognier im Verkauf, in Zukunft wird es auch einen Completer geben. Man darf gespannt sein - und sollte die Weine mit dem Handabdruck gut im Auge behalten.
Das liegt im Keller: Weiss: Chasselas, Johannisberg, Pinot gris, Heida, Chardonnay, Viognier. Rot: Gamay, Gamaret, Syrah, Cornalin, 2 verschiedene Pinot noir, 2 Assemblagen Red Temptation und The Secret.
«Coup de Coeur»: Humagne blanc - jung erfrischt er und «kühlt von innen», sagt Isabella, gereift macht er Stéphane sehr viel Freude.
Das passt dazu: Ein sommerlicher Znacht mit Grilladen und Salaten. Aber auch Fisch und Meeresfrüchte. Oder einfach so zum Apéro.
Drei Gault-Millau-Chefs mit Vind’Oeuvre-Weinen: Laurent Hubert im Hotel Nest- und Bietschhorn in Blatten (15 Punkte), Hauke Pohl im The Omnia Zermatt (15 Punkte) und Familie Mennig im Zum See in Zermatt (14 Punkte) - alle im Oberwallis.
Fotos: Hans-Peter Siffert, Katja Lehner-Grossi