«Rookie des Jahres»! Es sind grosse Fussstapfen, in die Kevin Studer und Denis Koch getreten sind. Toni Ottiger, von dem sie das Weingut in Kastanienbaum übernommen haben, war der wohl bekannteste Winzer der Zentralschweiz, seine Flaschen hochgeschätzt und gesucht. Was den beiden jungen Winzern zugute kam: Sie haben schon zuvor auf dem Gut gearbeitet, kennen den Betrieb von Grund auf. Sie haben das Privileg, an einer der schönsten Reblagen der Schweiz arbeiten zu dürfen. Der Blick auf den nahen Vierwaldstättersee samt Bürgenstock ist einmalig. Ihre Arbeit beeindruckt auch die GaultMillau-Weinjury: Studer und Koch wurden als «Rookie des Jahres 2025» ausgezeichnet.
Bild oben: Kevin Studer (l.), Denis Koch (r.)
Die Kastanienbaum-Reben am Ufer des Vierwaltstättersees
Respekt vor Toni Ottiger. Evolution statt Revolution war das Motto nach der Übernahme. «Toni hat schon vor uns sehr gute Arbeit geleistet,» sagt Studer dazu. Bleiben wird, zumindest kurzfristig, die Betriebsgrösse mit ca. 6,5 Hektaren Rebfläche. Und auch die Lagen wie «Spissen», die uns in den letzten Jahrzehnten hervorragende Crus geliefert haben. Ein paar Dinge haben gleichwohl geändert, voraus der Name: Aus «Weinbau Ottiger» wurde «Weingut Kastanienbaum», mit der entsprechenden Neugestaltung der Etiketten.
Edel-Bubbles. Sortiment und Sortenspiegel wollen Studer und Koch eher straffen als ausbauen. Ein gewichtiger Neuling ist dennoch zu vermerken: Der Schaumwein «Vin mousseux Brut Nature», ein Blanc de Noirs, erweitert das Schäumer-Sortiment gegen oben. Nicht zu vergessen der Chardonnay, der neu in der Lage «Oberspissen» gedeiht. Bei der Stilistik wollen die beiden mutig vorgehen, wollen Spontangärung zulassen und weniger filtrieren. Mit neuen Gär- und Lagerbehältnissen wie Betoneiern und Amphoren experimentieren.
Auf Kurs. Eine überstürzte Umstellung auf Bio oder Biodynamie ist kein Thema. «Wir sind am See, haben schwere Böden und viel Niederschlag - ein Paradies für Pilze. Wir bleiben ein IP-Betrieb, versuchen aber die systemischen Pflanzenschutzmittel zu minimieren. Wir arbeiten stark mit den Böden, tätigen jährlich neue Einsaaten, pflanzen Bodendurchwurzler und Stickstofflieferanten.» Alles in allem haben Studer und Koch Grund zur Zufriedenheit: «Wir haben Freude an dem, was wir tun. Wir steuern wie ein grosses Schiff allmählich in die Richtung, mit der wir uns identifizieren können. Aber gut Ding muss Weile haben.»
Coup de Coeur: Pinot Noir «Spissen»
Das liegt im Keller: «Vin mousseux Brut Nature» 2022; Merlot «Kastanienbaum» 2023; Pinot Noir «Kastanienbaum» 2023
Drei GaultMillau-Köche mit Kastanienbaum-Weinen: Fabian Inderbitzin im «Seerestaurant Belvédère» Hergiswil (17 Punkte). Ralf Thomas im «Reussbad» Luzern (15 Punkte). Michèle Meier im «Lucide» Luzern (16 Punkte).
Das passt zusammen: Steinpilzrisotto mit viel Butter, von Kevin Studer zubereitet (er war in seinem früheren Leben Koch), zu leicht gekühltem Pinot Noir «Kastanienbaum».
Fotos: hurrah.ch / Jakob Ineichen