Weinklassifizierungen sind der Inbegriff unserer Weinbranche. Unbewegt, hochkompliziert und todernst. Die Bordeaux-Klassifizierung der Médoc-Weine wurde seit 1855 nicht mehr angefasst. Die Festsetzung der Grand Crus im Burgund wurde 1984 abgeschlossen und ist indiskutabel. Deutschland spürt sich, was ihre Herkunftsbezeichnungen anbelangt, schon lange nicht mehr: Wein mit geschützter geografischer Angabe (Wein g.g.A.) und Wein mit geschützter Ursprungsbezeichnung (Wein g.U.). Vom Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) mit seinen privatrechtlichen Regelungen ganz zu schweigen. Und sogar wir Schweizer haben eine «Burgunder»-Klassifizierung entwickelt: Im Waadtland findet man die Appellation Dézaley Grand Cru und im Wallis die Grand Cru der Gemeinde Salgesch.
Was genau mein Punkt ist? Keiner! Ich will nur angeben. Spass bei Seite, es geht noch weiter: Während diese Länder ihr Terroir zwar exzessiv aber dennoch zurecht zelebrieren, hat sich Spanien eher der Weinreife als Qualitätsstufe verschrieben. Obwohl sie wie Frankreich und Italien über ähnliche Herkunftsbezeichnungen (kontrolliert und garantiert) verfügen. «Also ich gönn mir nur Gran Reserva. Höchste Qualität!» - ein oft gehörter Satz. Quatsch mit Sauce! Die Trauben für diesen Gran Reserva könnten im Prinzip aus ganz Spanien kommen, wurden dann zwei Jahre ins Fass gesteckt, lagen noch drei Jahre in der Flasche und wegen der langen Lagerung treibt es den Preis hoch.
Rioja hat dieses Problem erkannt und handelt. Lange Weinreifung steht noch lange nicht für Qualität. Rioja ist geprägt von einer Vielzahl an Bodenbeschaffenheiten und Mikroklimas, die nun offiziell in einzelne Lagen notiert werden. Gleichzeitig wird natürlich argumentiert, dass die besten Rioja-Weine aus Assemblagen mehrerer Regionen bestehen und dementsprechend regionale Besonderheiten der Qualität nicht helfen werden. Aber das muss ja nicht unser Problem sein. Der Produzent kann entscheiden, ob er sich der Klassifizierung stellen und von der Lage profitieren will oder ob er kreativ schalten und walten will, um seine Vorstellung von Qualität zu verwirklichen und somit auf das Renommee des Lagennamens verzichtet.
Das neue Klassifizierungssystem ist an das vom Burgund angelehnt. Folgende Stufen werden zukünftig auf dem Weinetikett erwähnt sein:
- Rioja: Das ursprüngliche Rioja DOC
- Zonas: Rioja Oriental (reichhaltige Weine) Rioja Alta, Rioja Alavesa (beide Gebiete bekannt für elegante Weine)
- Municipios: Dörfer oder Gemeinde in den Zonas, die aber noch definiert werden müssen
- Viñedo Singular: Lagenweine, die vom Rioja Aufsichtsrat anerkennt werden müssen
Dazu sage ich nur, willkommen in der verwirrenden, aber wunderbaren Welt der Appellationen, liebes Rioja! Da die neue Klassifizierung noch nicht in Kraft getreten ist, empfehle ich Ihnen hier schlichtweg meine liebsten Riojas – Fassausbau hin oder her.
Salud, Edvin.