Text: Stephan Thomas
Ein Isländer im Aargau. Hoss Hauksson hat in Kalifornien Mathematik studiert. Später war er mit Erfolg in der Finanzbranche tätig. Ein beruflicher Umbruch war ihm Anlass, ganz auf sein Hobby Weinbau zu setzen. Heute bewirtschaftet er sechs Hektaren Reben. Das meiste im Aargau, ein wenig noch im Tessin. «Ich bin wohl der einzige isländische Winemaker auf der Welt», sagt er schmunzelnd.
Alles orange. Hoss Hauksson produziert Pinot Noir und andere Rote, vor allem aber eine breite Palette Weissweine. Das Besondere dabei: Fast alle Weissen sind «orange» gekeltert, also mit langen Maischestandzeiten. «Sie werden so vielschichtiger, komplexer - kurz die interessanteren Weine. Ganz saubere Orange Wines, das ist mein Ziel. Oxydativer Ausbau oder flüchtige Säure sind nicht Teil des Programms. Ich will schlicht und einfach guten Wein.» Dass dafür nur biodynamische Rebarbeit in Frage kommt, versteht sich von selbst. «Erstens tut das dem Wein gut. Zweitens auch der Umwelt. Und nicht zuletzt: In zehn Jahren werden wir ohnehin alle Bio sein.»
Wikinger-Schafe im Rebberg. Hoss Hauksson interessiert sich für vieles. Etwa für den Einfluss der Mikroorganismen auf die Stoffe, die am Ende im Wein sind. «Alle reden immer nur von Böden und Gestein, aber die Mikroflora ist auch Terroir. Um diese Mikroflora zu fördern, werden wir ab diesem Herbst Schafe ganzjährig in den Rebberg integrieren. Es handelt sich um Ouessant-Schafe, die kleinste Rasse der Welt. Ursprünglich haben die Wikinger sie nach der Insel Ouessant in der Bretagne gebracht - jetzt holen die Wikinger sie zurück», fügt Hauksson lächelnd an.
Der Isländer im Aargau: Hoss Hauksson mitten in seinen Reben im Kanton Aargau.
Vorsicht, verzauberte Flasche! Hoss Hauksson ist ein international vernetzter Weltbürger. Ein wenig Isländer ist er aber doch geblieben. «Das Lokale, das Naturnahe, wie es sich etwa in der modernen nordischen Küche ausdrückt - in diesen Punkten fühle ich mich schon noch sehr skandinavisch». Und: Sein Flaschenetikett ziert eine isländische Wikinger-Rune. «Runen sind Buchstaben, manchmal auch Zauberzeichen. Die Rune auf meinen Flaschen ist dazu bestimmt, Freundschaften zu besiegeln oder die Liebe einer Frau zu gewinnen. Bedenken Sie also gut, mit wem Sie die Flasche trinken. Wer weiss, was passiert ... Ich habe jedenfalls keinen Zauber auf Lager, um die Sache rückgängig zu machen.»
Das liegt im Keller: Riesling Rütiberg, Blaufränkisch Döttingen, Merlot Ciliegio
«Coup de coeur»: Pinot Noir Alpberg
Drei GaultMillau-Chefs mit Hauksson-Weinen: Thomas Huber in der «Krone» Sihlbrugg (16 Punkte). Dario Cadonau im «In Lain» Brail (17 Punkte). Mitja Birlo im «7312 Silver» Vals (18 Punkte).
Das passt zusammen: Crispy Duck chinesische Art mit Pflaumenmus und Sauvignon Blanc Döttingen
