Interview: Geny Hess I Fotos: Sarah Vonesch, Marcus Gyger
Bei der GaultMillau Garden Party im Grand Resort Bad Ragaz treffen sich am 13. August die besten Köche der Schweiz (total 379 GaultMillau-Punkte!), und traditionsgemäss auch spannende Winzer. Diesmal im Rampenlicht: «Next Generation», die Besten der jungen Schweizer Winzer aus allen Regionen. Zwei Ikonen der Weinszene Schweiz fehlen nie an der Party: Martha und Daniel Gantenbein aus Fläsch GR. Sie holen die grossen Flaschen aus dem Keller: Chardonnay und Pinot Noir aus der Magnum. Die berühmtesten Winzer der Schweiz im Interview.
Heute seid Ihr Stars, Vorbilder für die nächsten Generationen. Aber erinnert Ihr Euch nach an die Herausforderungen, die bei Eurem Start zu meistern waren?
Wir waren sehr jung, unerfahren, aber voller Power. Dank unserer Jugend haben wir die vielen betrieblichen Herausforderungen in (naiver) Gelassenheit auf uns zukommen lassen.
Wie hat sich das unermüdliche Streben der Gantenbeins nach Qualität entwickelt? Gibt es ein Schlüsselerlebnis?
Mit dem Interesse an anderen Weinen, Traubensorten und Weinregionen hat sich für uns eine neue Welt aufgetan. Es gibt nicht ein spezifisches Schlüsselerlebnis, aber viele kleinere Aha-Erlebnisse. Wir haben schon sehr jung viele grosszügige Menschen getroffen, die unser Interesse gesehen haben und uns darum Weinerlebnisse ermöglicht haben. Diesen Menschen sind wir heute noch dankbar.
Ihr produziert seit 1982 Wein. Was hat sich verändert?
Die heutige Weinwelt ist viel offener. Und die Schweizer Weinproduzenten können sich inzwischen qualitativ im internationalen Vergleich messen.
Worin liegt der Challenge für die junge Winzergeneration?
Die grosse Herausforderung ist für alle Winzergenerationen immer gleich. Schwierig ist es, jederzeit alle Arbeitsbereiche im Auge zu behalten und nicht die «unbeliebten» Bereiche zu vernachlässigen.
Wo sehen Sie die Chancen für den Schweizer Wein?
Wir Schweizer haben nur eine Chance mit qualitativ hochwertigen Weinen, da wir in der Schweiz vergleichsweise teuer produzieren müssen.
Orange Wine und Natur Weine sorgen für Gesprächsstoff. Nur ein Trend oder mehr?
Bis jetzt haben wir noch keinen Orange Wine oder Natur Wein getrunken, der uns begeistert hätte. Aber wir sind offen, nach dem Motto: Wer sucht, der findet! Ein Weinstil setzt sich erst durch, wenn er den Leuten schmeckt. Wir haben es alle schon erlebt: Man sitzt zusammen mit ein paar lieben Leuten am Tisch und öffnet verschiedene Weine. Wenn dann am Ende des Abends alles ausgetrunken ist - ausser einer Flasche, die noch zu drei Vierteln voll ist, weiss man: Dieser Wein hat nicht geschmeckt. Er kann noch so interessant oder hoch bepunktet sein.
Ihr seid für viele junge Talente ein Vorbild. Welchen Rat könnt ihr der nächsten Generation mit auf den Weg geben?
Macht genau das, was Euer Bauchgefühl euch sagt!
Was treibt Euch an, jedes Jahr diesen Chrampf im Rebberg und im Keller auf euch zu nehmen?
Die Faszination liegt in der Vielfältigkeit und Komplexität der Materie. Und in der Möglichkeit, die Arbeit auf eigene Weise anzugehen. Es ist ähnlich wie beim Kochberuf: Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, ein gutes Gericht zu kochen. Ein einfacher Teller kann im Moment perfekt sein, was will man mehr? Auch ein grossartiges Gericht kommt zuerst in den Bauch - bleibt einem dann aber im Kopf, in der Erinnerung. Sowohl grosse Weine als auch grosse Gerichte vergisst man nie mehr.
Seit 1983 verheiratet, seit 41 Jahren Partner auf dem Weingut. Ist diese bedingungslose Partnerschaft eines der Erfolgsgeheimnisse für die unglaublich tollen Ganti-Weine?
Zu zweit ist der Weg nur halb so weit.
An der Garden Party kriegt die junge Winzer-Generation eine Bühne.
Die Qualität der Schweizer Weine ist sehr gestiegen. Und junge Generation ist sehr gut ausgebildet. Die Weinliebhaber können sich an der Party, aber auch zukünftig, auf Schweizer Weine freuen!